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Palastgeflüster

nett: 4 PunkteEin königliches Kartenspiel

von Michael Rieneck

Adlung

ca. 7 € 

3 bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

2008

Raffinierte Spielideen klein verpackt – das ist ein Markenzeichen der Adlung-Spiele. Palastgeflüster gehört dazu.

Ein Palast kennt Bedienstete mit verschiedenen Berufen: Narr, Zofe, Schatzmeister, Mundschenk, Wächter, Zauberer und Hofmarschall. Diese sind auf den Spielkarten abgebildet. Ich bekomme sechs Handkarten und muss versuchen, sie vor mir offen abzulegen. Einzige Bedingung dabei: Jeder Beruf darf nur einmal vorkommen.

Dies ist allerdings ziemlich schwierig zu realisieren, wenn die sechs Handkarten zu Beginn nicht zufällig alle sechs Berufe repräsentieren – was eigentlich fast nie vorkommt. Also muss ich irgendwie tauschen. Und dazu brauche ich die Sonderfunktionen der Karten. Wenn ich beispielsweise eine Zofe ausspiele, tausche ich eine Handkarte mit dem Nachziehstapel. Der Mundschenk erlaubt einen Tausch bereits offen ausliegender Karten. Und mit dem Zauberer tausche ich mit dem Mitspieler eine Handkarte, indem ich bei ihm verdeckt ziehe.

Sechs unterschiedliche Karten auszuspielen ist letztlich so schwierig, dass man zunächst lieber darauf achtet, dass die Runde nicht auf eine andere Art beendet wird. Wenn nämlich irgendein Mitspieler eine Karte ausspielen muss, dessen Beruf schon vor ihm liegt, hat er verloren. Und alle seine Gegnerinnen und Gegner bekommen einen Siegpunkt.

Also ist Palastgeflüster offensichtlich ein eher destruktives Spiel. Denn wer an der Reihe ist, muss ausspielen. Und wenn er nur noch für ihn tödliche Karten hat, gibt es für ihn kein Entkommen. Er setzt sich der Schadenfreude seiner Mitspieler aus. Am Ende sitzt man meistens da, und hofft, einfach nicht an die Reihe zu kommen. Denn es wird nicht im Uhrzeigersinn gespielt, sondern die Farbe der zuvor ausgespielten Karte bestimmt, wer als Nächster dran ist.

Palastgeflüster hat alles was ein gutes Kartenspiel braucht, um nicht den Anschein zu erwecken, eigentlich lieber ein „großes“ Brettspiel zu sein. Es ist ein ungewöhnlicher Mechanismus, der zunächst für Verblüffung sorgt, und den Spielraum der Karten sehr schön ausnutzt. Allerdings sind nicht alle Mitspielerinnen und Mitspieler besonders begeistert gewesen. Denn für ein eigentlich einfaches Spiel ist der Einstieg durch den unkonventionellen Ablauf doch etwas schwieriger. Und durch die häufigen Punktgleichstände scheint die Siegpunktwertung das Ganze nicht besonders ernst zu nehmen. Denn auch bei Palastintrigen hat man gerne einen eindeutigen Sieger und will nicht, dass sich letztlich alles in Wohlgefallen auflöst.

© games we play 2008 – Harald Schrapers