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Aton

nett: 4 Punktevon Thorsten Gimmler

Queen (Redaktion: Bernd Dietrich)

ca. 11 €

2 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

Verpackung +

2006

Wir müssen in die Rolle zweier ägyptischer Hohepriester schlüpfen, wenn wir Aton öffnen. Auf dem Spielbrett sind vier Tempel abgebildet. In jedem Tempel sind 12 Spielfelder, auf die wir unsere Spielsteine ablegen können. Die Spielsteine sind meine Priester, die ich als Hohepriester anführe.

Eigentlich hat das Spiel mit Ägypten jedoch überhaupt nichts zu tun. Das Thema wirkt derart hilflos aufgesetzt, dass an jeder Stelle der abstrakte Spielmechanismus durchschimmert.

Vermutlich wäre es für das Spiel besser gewesen, es als abstraktes Spiel zu gestalten. Dann hätte man die Grafik so wählen können, dass sie den Spielverlauf konsequent unterstützt.

Der Spielmechanismus ist vorzüglich und spannend. Zunächst ziehen beide Spieler je vier ihrer Zahlenkarten – Werte 1 bis 4 – und legen sie verdeckt an ihre Seite des Spielbretts – und zwar gezielt an die vier so genannten „Kartuschen“. Beide Spieler decken die erste Karte auf. Wenn ich den höheren Wert gelegt habe, bekomme ich „das Doppelte der Differenz“ als Siegpunkte gut geschrieben. Bei der zweiten Kartusche muss man sich ebenfalls eine kleine mathematische Formel merken: hier entferne ich gegnerische Spielsteine vom Brett, und zwar den „Wert der gelegten Karte minus 2“. Immer wenn insgesamt acht Spielsteine das Spielbrett verlassen mussten kommt es zu einer Wertung.

Doch was wird gewertet? Dazu kommen wir mit den beiden Karten an Kartusche 3 und Kartusche 4. Die eine Karte sagt, bis zu welchem der vier durchnummerierten Tempel ich Priester legen darf. Die andere Karte nennt mir die Anzahl.

Es geht darum, Mehrheiten in den Tempeln zu erlangen. Jetzt läuft das Spiel erstaunlich rund. Denn hier fanden sich offensichtlich ein paar Hieroglyphen, mit deren Hilfe man eine verständliche Zeichensprache auf das Spielbrett zeichnen konnte. Denn die Siegpunkt-Prämie für eine Mehrheit wird in jedem Tempel anders berechnet.

Doch Siegpunkte können bei Aton auch völlig nutzlos sein. Denn wenn ich alle Felder eines Tempels komplett besetzt habe, ist sofort Schluss und ich habe gewonnen. Und mit ein wenig Kartenglück kann solch ein Vorgehen durchaus funktionieren.

Der Gegner sollte also gut aufpassen und ein Überrumpelung ins Kalkül ziehen. Schon wenn man einen Mitspieler auf diese Weise in die Defensive drängt, hat man gute Chancen.

Die beiden unterschiedlichen Siegbedingungen machen den Reiz dieses Spiel aus. Wen das eigentlich abstrakte Ambiente nicht stört, wird Aton als ein taktisch recht anspruchsvolles Brettspiel schätzen lernen. Zwar sind Mehrheitenspiele keine allzu originelle Idee. Doch Aton ist ein spannendes Duell, das wegen seiner oftmals kurzen Spieldauer unbedingt eine Revanche einfordert.

© Harald Schrapers 2006