Bali
Schattenspiele der Macht
von Uwe Rosenberg
Kosmos (Redaktion: TM)
ca. 15,95 Euro
– nicht mehr lieferbar –
bis 4 SpielerInnen
Schwierigkeit
Verpackung -
2001
Beinahe hätte Bali das erste große Brettspiel von Uwe Rosenberg werden können. Doch dann entschloss sich Kosmos, das Spiel in dem neuen Halbschachtelformat der Spiele für Viele-Reihe zu verpacken. Vom Spielbrett blieben dann nur vier Inselplättchen übrig, die sozusagen aus der Mitte heraus gestanzt wurden.
Der Verzicht auf das große Spielbrett hat neben dem günstigeren Herstellungspreis noch einen zweiten Vorteil. Kein Brett versperrt die Sicht darauf, dass es sich um ein hervorragendes Kartenspiel handelt. Der Ruhrgebietsautor Uwe Rosenberg bleibt also seinem Spezialgebiet treu und verblüfft uns wie ihm das auch schon bei Bohnanza und Mamma Mia gelungen ist mit einem spannenden neuen Kartenspielmechanismus.
Schon das Spielfeld überrascht. Es ist, wie wir schon wissen, zwar kein Brett, aber es nimmt mit sechs mal sechs Feldern viel Platz auf dem Tisch in Anspruch. Vier balinesische Inseln liegen dort, und um jede dieser Inseln liegen mehrere Spielkartenstapel. Jede SpielerIn hat an jeder Insel seinen eigenen Kartenstapel SpielerIn A an der Nordseite, SpielerIn B an der Ostseite und so weiter. Gespielt wird immer nur an einer Insel, die SpielerInnen nehmen dann ihre an dieser Insel liegenden Karten auf die Hand.
Auf jeder Insel gibt es einen Fürsten- und einen Priesterchip. Ziel ist es, diese Chips zu erobern und auf das Dorf an der eigenen Seite der Insel zu legen.
Die SpielerIn, die an der Reihe ist, spielt beispielsweise eine Priesterkarte aus und zeigt dann den MitspielerInnen, wie viele Priesterkarten sie noch zusätzlich auf der Hand hat. Damit erobert sie den Priesterchip auf der Insel es sei denn, ein MitspielerIn kann mehr Priesterkarten vorzeigen. Genauso verhält es sich mit den Fürstenkarten. Wer die meisten hat, gewinnt den weltlichen Chip der Insel.
Aber bevor jemand eine der entscheidenden Fürsten- oder Priesterkarten ausspielt, gilt es eine Kartenhand zusammenzustellen, mit der man glaubt, sein Ziel erreichen zu können. Wer eine Künstlerkarte ausspielt, darf Karten vom Stapel tauschen. Wer eine Gelehrtenkarte spielt, kann von seinen momentan nicht einsehbaren Kartenstapeln bei den drei anderen Inseln nachziehen.
Anschließend bietet sich der Einsatz der Kriegerkarten an. Wenn ich eine ausspiele, muss meine MitspielerIn ebenfalls mit einer Kriegerkarte antworten. Falls sie dies nicht kann, muss sie von der Insel verschwinden.
Wer derart seine Gegnerzahl dezimiert hat, kann selbstverständlich besonders einfach einen Chip erobern. Doch für einen Priester oder Fürsten auf einer Insel allein gibt es keinerlei Siegpunkte.
Um Siegpunkte zu bekommen, gibt es zwei Möglichkeiten. Den Insel-Siegpunktchip erhält nur, wer sowohl den weltlichen als auch den geistlichen Chip in seinem Dorf vereint hat. Dieser Siegpunktchip kann allerdings verloren gehen, wenn eine MitspielerIn im weiteren Spielverlauf es ebenfalls schafft, Priester und Fürst in sein Dorf zu holen. Die zweite Möglichkeit, an Siegpunktchips zu kommen, hängt mit dem Wechsel zu einer Insel zusammen. Wer eine Inselwechselkarten (indonesisch: DaLang-Karte) ausspielt, bekommt an der neuen Insel eines der am Spielfeldrand bereit gelegten Siegpunktchips vorausgesetzt, er hat auf der Zielinsel einen Priester oder einen Fürst in seinem Dorf.
Der Wechsel zu einer anderen Insel ist der entscheidende Moment im Spiel, bei der nicht nur die Mehrzahl der Siegpunkt zu bekommen ist. Gleichzeitig müssen die SpielerInnen alle ihre Handkarten an der alten Insel und zwar an ihrer Küste verdeckt zurücklassen. Und sie nehmen ihren Kartenstapel, der an der anderen Insel bereit liegt, stattdessen auf die Hand. Sie bekommen jedoch maximal die vier unten liegenden Karten, der Rest kommt weg.
Es ist entscheidend, die Karten an der alten Insel in einer bestimmten Reihenfolge zu hinterlassen und sich diese Sortierung zu merken. Denn noch wichtiger, als die vier unten liegenden Karten sind die oben liegenden Karten. Wer eine Gelehrtenkarte ausspielt, darf sich die oberen maximal drei Karten von einer momentan nicht aktiven Insel nämlich auf die Hand nehmen. So kann man beispielsweise seine Fürstenkartenstreitmacht immer griffbereit hinterlassen und sie mittels Gelehrtenkarte an die nächste Insel nachholen.
Leider muss man sich gut merken, wo man seine drei Fürstenkarten hinterlassen hat. Dieses kleine Merkspielelement gefällt nicht jeder SpielerIn. Zwar ist dieses Element gut in das Spiel integriert, aber eigentlich wäre es besser gewesen, die taktischen Elemente des Spiels nicht derart zu überdecken. Denn die besten taktischen Vorhaben funktionieren nicht, wenn jemand vergisst, wo die richtigen Karten liegen. Selbst schuld, mag da Mancher sagen. Doch wenn an dieser Stelle einige SpielerInnen den Spaß an diesem Spiel, das eigentlich durch sein ausgewogenes Verhältnis an Glücks- und Taktikelementen beeindruckt, verlieren, ist das sehr schade.
Zu Ende ist das Spiel, wenn alle am Spielfeldrand liegenden Siegpunktchips vergeben sind. Bedauerlicherweise kann sich dieses Spielende manchmal störend verzögern. Denn die SpielerInnen haben ihre bereits errungenen Chips offen vor sich liegen. Somit können alle ausrechnen, wer die vor der letzten Wertung übrig gebliebenen Siegpunktchips für den Gewinn benötigt. Andere SpielerInnen haben zu diesem Zeitpunkt oft keine oder nur noch wenige Siegchancen. Ihnen bleibt dann nur die Möglichkeit wen sie nicht Königsmacher sein möchten destruktiv zu spielen und das Ende ewig lang hinauszuzögern.
Übrigens: Thematisch geht es darum, dass im 16. Jahrhundert der große Puppenspieler von Insel zu Insel zieht und dort die Leute mit Schattenspielen erfreut und Herrschaftsinsignien verteilt. Diese Geschichte ist zwar recht hübsch, ist jedoch für das Verständnis des Spielablaufs nicht weiter von Bedeutung.
Bali mit seinen vier verinselten Spielkartenstapeln pro SpielerIn ist ein Erlebnis. Wer sich auf die vergleichsweise komplexe Spielregel eingelassen hat und bei wiederholtem Spiel den Mechanismus vollständig durchschaut hat, ist begeistert. Auch wenn Kosmos Spiele für viele auf die Schachtel geschrieben hat: Weder können viele Leute mitmachen die Spielerzahl beträgt drei oder vier noch richtet sich Bali an die breite Gelegenheitsspieler-Masse. Dieses Rosenberg-Spiel ist eher eine Empfehlung für Spiele-Feinschmecker, die auf der Suche nach originellen und abwechslungsreichen Kartenspielen sind.
Wie funktioniert die Kriegerkarte,
wenn bereits eine MitspielerIn geflohen ist? Beim Spiel zu dritt: Fordere ich
mit meiner Kriegerkarte ein oder zwei SpielerInnen heraus? Ich spiele beispielsweise eine
Künstlerkarte aus. Die SpielerIn links von mir spielt daraufhin zwei Künsterkarten
aus und stoppt damit meinen Spielzug. Darf ich dann noch mein Recht, Handkarten
zu tauschen, ausüben? Wenn ich als passive SpielerIn
eine Künstlerkarte aussspiele und beim Tauschen eine weitere Künstlerkarte
erhalte: Darf ich die dann noch zusätzlich ausspielen, um den Spielzug der
aktiven SpielerIn zu stoppen? Es gibt eine Ortswechsel ohne
Wertung. Werden dann alle Karten an der neuen Insel auf die Hand genommen oder
nur die untersten vier? Wann werden Karten nachgezogen?
Nach jeder Karte oder nur dann, wenn die StartspielerIn wechselt? Was passiert, wenn verschiedene
SpielerInnen die gleiche Anzahl an Priester- bzw. Fürstenkarten ausspielen? Wieso ist in der Spielanleitung
im Abschnitt Fürst eine Prieserkarte abgebildet? Wie kann das Merkspielelement
Balis umgangen werden? Manchmal verzögert sich das Spielende, weil die Siegpunktzahl aller
SpielerInnen offen liegt. |
© Harald Schrapers 2000-2005
Stand: 6.5.05