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Carpe Diem

5 von 6 Punktenvon Stefan Feld

Alea (Redaktion: Stefan Brück, Vertrieb: Ravensburger)

Illustration: Eric Elwell

ca. 39 €

2 bis 4 SpielerInnen (am besten: 3)

Schwierigkeit mittel (ab ca. 12 Jahre)

überarbeitete Neuausgabe 2021

» ORIGINALAUSGABE

Nominiert für das Kennerspiel des Jahres 2019

Bei Carpe Diem laufen wir mit unseren Spielfiguren auf dem Brett von Ort zu Ort, um uns dort ein Plättchen für unser zu bauendes Rom auszusuchen. Diese Wege zwischen den im Kreis angeordneten Orten verlaufen wie ein Stern. Carpe Diem war eine Neuheit der Essener Spieltage im Herbst, und jetzt kommt bereits die zweite Auflage. In ihr fehlen die Linien zwischen den Orten. Über diese Linien konnte ich jeweils genau die beiden gegenüberliegenden Orte erreichen. Und jetzt, ohne diese Weglinien? Wird Carpe Diem ohne Stern nicht eines seiner hervorstechenden Merkmale beraubt?

Die Idee, dass man immer nun zu den beiden gegenüberliegenden Orten springen darf, ist überflüssig. Das erklärte mir eine in der Mathematikdidaktik beschlagene Kollegin schon unmittelbar nach dem Erscheinen des Spiels. Es kommt nämlich auf das Gleiche hinaus, wenn die Figur immer einen Schritt im Kreis zieht und ihr dabei zwei Möglichkeiten offen stehen: links oder rechts herum.

In der Neuauflage, die auch bei den Symbolen und Rückseitenfarben für bessere Erkennbarkeit sorgt, fehlen die unnützen Linien. Jetzt laufen wir pragmatisch im Kreis, was das Spiel direkt übersichtlicher und leichter erfassbar macht. Das tut dem Spiel gut.
Landschaftsbau, der an Carcassonne erinnert, ist ein wichtiger Aspekt des Spiels. Jeder hat sein eigenes quadratisches Rom, in das wir Gebäude, Teiche und Gärten bauen. Profitieren können wir nur von abgeschlossenen Gebieten beziehungsweise kompletten Häusern.

Eine ganze Reihe von Dingen gehen am Ende in die Wertung ein, beispielsweise die Schornsteinanzahl der fertig gestellten Villen. Knifflig ist die geschickte Verwendung der im Laufe des Spiels ausgelösten Wertungskarten, die in jeder Partei für andere Möglichkeiten sorgen. Sie liegen in einer Kartenauslage auf dem Spielbrett. Ich lege meinen Chip zwischen zwei Karten, um damit genau diese beiden Karten für mich zu aktivieren und die Kartenkombination bis zum Spielende zu blockieren. Je nach Kartenfunktionen bekommen ich eine Belohnung in Form von Punkten, Brot oder Geld – hoffentlich. Denn das ist anfangs gar nicht so einfach und wird mit bis zu acht Maluspunkte bestraft. Dann liegt man sofort chancenlos hinten.

Auch wenn hier jeder Spieler ein eigenes Tableau hat – Carpe Diem ist ein interaktives Spiel. Denn das Spielbrett in der Mitte des Tisches, wo man sich ständig in die Quere kommt, ist ein zentrales Spielelement.

Carpe Diem hat eine nicht übermäßig komplizierte Anleitung, die taktisch-strategischen Möglichkeiten sind hier die größere Herausforderung. Schon beim ersten Zug muss man hellwach sein, um dieses gute Spiel, das einen angemessenen Glückfaktor besitzt, erfolgreich zu meistern.

© · games we play 2019–21


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