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Egizia

nett: 4 PunkteIm Tal der Könige

von Stefano Luperto, Flaminia Brasini, Virginio Gigli und Antonio Tinto

Hans im Glück (Vertrieb: Schmidt)

ca. 35 € 

– nicht mehr lieferbar –

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeitschwer (ab ca. 14 Jahre)

7. Platz Deutscher Spiele Preis 2010

Vier Italiener – das Autorenteam Acchittocca (Maestro Leonardo) – entscheiden sich, mit Hilfe eines deutschen Verlags den ägyptischen Nil zu erobern. Das Ergebnis ist Egizia. Es ist ein überaus reizvolles Spiel mit einer interessanten Geschichte sowie spannenden spielerischen Einfällen. Jedoch ist es offensichtlich ein gezielter Beitrag zu einem vermuteten Trend, der in Richtung komplexerer Spiele geht. Doch mancher Spielidee tut dies nicht gut.

Wir befinden uns am Oberlauf des Nils und haben als Spielfiguren reichliche acht Schiffe in der Hand. Mit diesen können wir uns auf dem linken Flussufer jeweils eine von zehn Ereigniskarten sichern oder uns rechts des Nils auf die fixen Ereignisse oder die wichtigen Bauplätze stellen. Acht Figuren scheint zunächst eine bequeme Menge zu sein. Aber: Man kann nur flussabwärts vorgehen – und wenn einem der schnellere Mitspieler immer schon die besseren Plätze wegschnappt, sollte man selbst auch beschleunigen. Doch das heißt, dass man an der Flussmündung vermutlich noch Schiffe übrig hat, aber nicht mehr zurück kann.

Ein zentrales Ziel ist es, mehr Bautrupps zu rekrutieren und eine entsprechende Anzahl an Steinen zu besitzen. So kann man an den Bauplätzen, wo es um Pyramiden, Obelisken, Gräber, Tempel geht, sinnvoll punkten. Während die Bautrupps nur für die aktuelle Runde verbraucht sind, sind die eingesetzten Steine komplett weg. Ein schöner Spielmechanismus. Als Ergebnis setzt man dann Steine – die heißen verwirrenderweise auch so – als Markierung der eigenen Farbe in die antiken Gebäude.

Dass man beim Bauen auch Karten ziehen kann, wissen wir seit den Siedlern von Catan. Und bei der Sphinx ist Kartenziehen unabdingbar. Denn die Spielkarten nennen Bedingungen, unter denen der entsprechende Spieler am Schluss zusätzliche Siegpunkte erhält. Das ist entscheidend für den Gewinn. So gibt es beispielsweise Extrapunkte für einen gewisse Anzahl an eigenen Markierungssteinen im Obelisken. Oder es gibt Karten, wo auch die Zahl der gegnerischen Steine mitzählt. Dies ist eine oft überraschende und gleichzeitig herausfordernde Idee, die mal das Glück betont, aber insbesondere auch taktisches Vorgehen ermöglicht.

Egizia ist in seiner Grundstruktur ein beeindruckendes Spiel. Doch eben nur in seiner Struktur. Denn das Ganze wird mit einer großen Zahl an Regeldetails überfrachtet, die dem Spiel überhaupt nicht gut tun. So bleibt ein zwiespältiges Urteil. Egizia ist ein empfehlenswertes Spiel, das vorzüglich funktioniert – für alle die, die sich von einer quantitativ umfangreichen Regel nicht abschrecken lassen. Ärgerlich ist es leider nur, dass man das Gefühl hat, Egizia könnte ein besseres Spiel sein, wenn es noch mal auf mehr Stringenz durchgeguckt worden wäre.

[ Egizia-Regelfragen ]

© Harald Schrapers · games we play 2010–14