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Eketorp

nett: 4 PunkteDie Wikingerburg

von Dirk Henn

Queen

ca. 35 € 

– nicht mehr lieferbar –

2 bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

2008

Zur touristisch interessanten Geschichte des südschwedischen Småland gehören nicht nur Bullerbü und andere Lindgren-Schauplätze, sondern auch die Fluchtburg Eketorp auf der Insel Öland. Und da wir nicht noch ein Spiel brauchen, das Wikinger heißt, hat Queen den bereits 2003 von Dirk Henn ersonnenen Namen Eketorp einfach übernommen. Damals war es im Eigenverlag DB-Spiele erschienen.

Wahrscheinlich war der Autor selbst man in Schweden und hat sich die faszinierende Ringmauer der wieder aufgebauten Burg angeschaut, die wir nun im Spiel errichten müssen. Und da es auf Öland davon ganz viele gab, zeigt auch das Spielbrett ein paar mehr davon – so dass jeder Spieler seine eigene bekommt.

Ziel ist es, die Ringmauer mit möglichst 18 Steinen aus verschiedenen Baumaterialien fertig zu stellen. Dabei reicht das Spektrum von den billigen Gras-Bausteinen, die einen Siegpunkt bedeuten, bis hin zu den massiven grauen Steinen mit ihren vier Punkten.

Trotzdem ist Eketorp kein Bauspiel. Sondern es orientiert sich eher an dem entfernten Ahnherrn Risiko. Man haut sich nämlich ständig gegenseitig auf die Nase. Wenn sich die Figuren zweier Spieler an einem Platz treffen, wo es nur einen Baustein gibt, kann es nur einen Sieger geben. Dann muss man quasi gegeneinander würfeln. Interessanterweise sind in Eketorp die Würfel jedoch durch Spielkarten ersetzt worden, ohne dass das Zahlenspektrum von 1 bis 6 verändert ist. Um den Glückfaktor zu reduzieren, hat sich Dirk Henn ausgedacht, dass man die gegnerischen Karten anschließend selbst verwenden darf. Zunächst hat jeder Spieler vier Karten auf der Hand. Wenn er kämpft, gibt er eine ab und erhält gleichzeitig die gegnerische Karte. Die muss er zunächst aber noch liegen lassen – erst wenn er alle vier Karten ausgespielt hat, darf er die angesammelten Gegnerkarten auf die Hand nehmen.

Trotzdem bleibt Eketorp ein Glücksspiel, auch wenn es keinen echten Würfel gibt und es viele Möglichkeiten des Bluffens gibt. Wieso eigentlich hat nicht wenigstens jeder Spieler zu Beginn eine gleich starke Kartenhand? Und wieso ist der Einsatz der „Amulette“ so extrem glücksabhängig? Denn wenn ich einen meiner Amulettplättchen weggebe, darf ich eine neue Zahlenkarte ziehen – und kann dabei genauso eine 1 wie eine 6 ziehen.

Grundsätzlich habe ich ja nichts gegen zufallsbetonte Spiele, wenn sich dies in den Spielablauf gut einbettet. Aber hier habe ich das Gefühl, es ist etwas zu heftig. Dabei scheint das Spiel einige spannende strategische Herausforderungen zu besitzen. Doch leider kann einem der Glücksfaktor nahezu jeder strategischen Möglichkeit zu berauben. Aber vielleicht habe ich nur zu oft verloren? Aufgrund des Mangels an Taktik und Strategie drängt sich beinahe der Verdacht auf, der Gewalt wird hier als Selbstzweck gefrönt. Immerhin gehen die Kämpfe recht glimpflich aus. Wer geschlagen ist, landet im Lazarett. Abhängig davon, wie groß die Differenz der beiden beteiligten Kampfkarten ist, muss die unterlegene Figur bis zu vier Runden im Sanitätsbereich verweilen.

Direkt nach der ersten Runde ist im Lazarett eine große Versammlung. Denn das Spiel startet etwas schleppend mit den Kämpfen um Baumaterialien. Da dort – an sieben verschiedenen Materialplätzen – sich zunächst nahezu alle Spielerfiguren um die recht bescheidene Auswahl an Bausteinen drängeln, muss lange gekämpft werden und es gibt viele Verlierer. Wer geschickt ist, parkt lieber ein, zwei Figuren in seiner Heimatburg, um in der zweiten Runde Präsenz zu zeigen. Wenn sich das Figurenfeld dann gelichtet hat, steigen die Chancen. Außerdem ist man jetzt nicht mehr gezwungen, allein an den Materialplätzen um Steine zu kämpfen, sondern man kann auch eine gegnerische Burg angreifen. Das macht gemeinhin doppelt Spaß, denn im Falle eines Sieges darf man die feindliche Burg ein wenig schleifen und einen Stein zu sich rüberschleppen.

Gegen Spielende wird es naturgemäß wichtiger, auch die gegnerischen Befestigungen im Blick zu behalten und gegebenenfalls korrigierend einzugreifen, wenn jemand besonders stark aussieht. Aber: Der konzertierte Angriff ist nicht einfach. Denn wenn sich zwei angriffslustige Figuren vor einem Burgtor treffen, prügeln die sich zunächst miteinander. So dass der – womöglich schon seiner stärkste Karte beraubte – Sieger anschließend allein die Burg ins Visier nehmen muss.

Blöd sieht es für einen Verteidiger dann aus, wenn er von verschiedenen Seiten unter Beschuss genommen wird. Wenn nämlich die Verteidigerfigur ausgeschaltet ist, hat ein weiterer Angreifer freie Bahn und kann derart große Löcher in die Burg schlagen, dass dies kaum noch auszugleichen ist.

Eketorp begeistert die, die eine handfeste Auseinandersetzung auf dem Spielbrett mögen und sich keine Gedanken über raffinierte strategische Manöver machen wollen. Dabei ist es gut, wenn nur vier, maximal fünf Leute mitmachen, denn dann geht es etwas schneller, und der Spannungsbogen reißt nicht ab.

© Harald Schrapers 2008–2012