games we play

Europa Tour

schön: 5 Punktevon Alan R. Moon und Aaron Weissblum

Schmidt

ca. 20 €

– nicht mehr lieferbar –
» Neuausgabe

bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeitsehr einfach (ab ca. 8 Jahre) 

Verpackung -

2003

Auf den ersten Blick sieht Europa Tour aus wie ein optisch reichlich verunglücktes Lernspiel für den Erdkundeunterricht. Doch der Schein trügt. Tatsächlich ist es aber ein wirklich raffiniertes Kartenspiel, das für flottes Vergnügen sorgt.
Das Spielbrett zeigt alle Länder Europas mit Ausnahme des Kaukasus, die in der aktuellen Auflage auch die neuesten Länderbezeichnungen tragen. Das jüngst umbenannte "Jugoslawien“ heißt jetzt "Serbien und Montenegro“. Zu allen Staaten gibt es Spielkarten.

Zehn Karten bekommt jede SpielerIn zugelost. Eine Karte nach der anderen muss ich in meinen Kartenhalter stecken. Ziel ist es, dass sich eine ununterbrochene Reiseroute von links nach rechts – oder zurück – bildet. Am Anfang wird mir das wohl noch nicht gelingen, denn weder werden die Länder zueinander passen, noch darf ich die Karten wieder umstecken, um anschließend zu sortieren.

Wenn auf dem Landweg gereist wird, müssen Länderkarten nebeneinander sein, die eine gemeinsame Grenze haben. Ein Geografie-Leistungskurs mag dann versuchen, ohne das Spielbrett zu spielen. Da wir aber nicht so ganz genau wissen, welche Ländergrenzen Slowenien im Detail hat, schauen wir lieber nach.

Man kann statt zu Fuß aber auch per Schiff oder Flugzeug reisen. Dazu brauche ich dann unbedingt das Spielbrett. Denn ich kann nicht einfach so Schiff fahren, sondern muss mich an die wenigen eingezeichneten Fährverbindungen halten. Dazu stecke eine "Schiff“-Karte zwischen die beiden Länderkarten, die ich entsprechen verbinden kann. Für Flugreisen gibt Flugzeugkarten der unterschiedlich farbigen Fluggesellschaften, die eine Gruppe von Ländern jeweils exklusiv anfliegen.

Gespielt wird reihum, in dem jeweils eine Karte gezogen und eine Karte abgelegt wird. Es gibt vier Ablagestapel, von denen jeweils die oberste Karte genommen werden darf.

Was niemals verändert werden darf, ist die Reihenfolge auf dem Kartenhalter. Ich kann immer nur eine Karte nachziehen und eine weglegen. Somit bleibt mir bestenfalls die Möglichkeit, eine Karte abzulegen und sie in der nächsten Runde wieder neu aufzunehmen – falls sie dann noch greifbar ist.

Europa Tour ist ein kurzweiliger Spielspaß, der von dem spannenden Wettrennen zwischen den Spielern lebt. Ständig frage ich mich, ob ich die eine fehlende Länderkarte doch noch kriege. Oder ob ich lieber die Reiseroute ändern soll. Doch das rächt sich oftmals. Kaum habe ich mich für einen anderen Weg entschieden, kommt das lang gesuchte Land dann doch: ein herrliches Ärger-Spiel. Man kann es insbesondere zu zweit oder zu dritt gut spielen, dann dauert es deutlich unter 30 Minuten. In Viererrunden kann es zäh werden, insbesondere wenn jemand dabei ist, der anfängt, lange nachzudenken, wohin er will. Der hat er den lockeren Fun-Charakter des Spiels nicht verstanden.

Die Idee des Spiels beruht auf dem jahrzehntealten Kartenspiel Racko, bei dem Zahlenkarten in die richtige Reihenfolge gebracht werden sollten. Nach der politischen Neuordnung Europas, dem Zerfall der Sowjetunion, der CSSR und Jugoslawiens, gibt es nun genug Staaten, um das Spiel thematisch attraktiv umzusetzen.

Leider ist sind die billig aussehenden Plastikkartenhalter und die grelle Grafik nicht dazu angetan, zu erkennen, dass es sich um ein wirkliches Qualitätsspiel handelt. Europa Tour läuft Gefahr, in irgendwelchen entsprechend grellen Spielwarenabteilungen sein Leben fristen zu müssen. Im Fachhandel, wo man qualitativ hochwertige Spiele sucht, wird solch ein Spiel dagegen oft übersehen. So kann man einen Geheimtipp produzieren.

© games we play 2003–2011 – Autor: Harald Schrapers