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Gangster

nett: 4 Punktevon Thorsten Gimmler

Amigo

ca. 28 € 

– nicht mehr lieferbar –

2 bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

2008

Seit dem sechsfachen Mafiamord in Duisburg im August 2007 ist die organisierte italienische Kriminalität kein exotisches Mittelmeerthema mehr. Auch das könnte ein Grund sein, dass der Amigo-Verlag das heikle Thema nur mit spitzen Fingern angefasst, obwohl das Spiel schon in die Produktion ging, bevor die Auseinandersetzungen zwischen den kalabrischen ’Ndrangheta-Clans nach Deutschland schwappten.

Wenn ich mir in diesem Spiel den Gangster einer verfeindeten Familie greife und ihn in den Kofferraum meines Autos lade, fahre ich mit ihm zum Hafen. Dort wird der Gangster aus dem Kofferraum ausgeladen und bleibt bis zum Spielende zum „Sizilianischen Frühstück am Buffet rumstehen“. Glücklicherweise hat auch Amigo diese wörtliche Regelpassage in Anführungszeichen gesetzt. Deutlicher wurde Amigo in dem 1994 erschienenen Capone, das das gleiche Thema behandelte. Dort gibt es die legendäre „Kopf hoch“-Karte, auf der das „Beinkleid aus Beton“ abgebildet war, mit dem der Gegner im Hafenbecken versenkt wurde.

Gangster ist ein Mehrheitenspiel. Ich fahre mit meinem Auto durch die Stadtteile Chicagos und lade eigene Gangster ein oder aus. Außerdem hat der schon genannte Kofferraum Platz für einen gegnerischen Gangster. Wenn ich möchte, kann ich auch diesen fremden Spielstein „lebendig“ in einem anderen Stadtviertel wieder ausladen. Denn bei den Wertungen, mit denen die drei Durchgänge abgeschlossen werden, ist es manchmal gar nicht so gut, die Mehrheit zu haben. Denn auch der Spieler, der die zweit-, dritt- oder viertmeisten Gangsterfiguren in einem Stadtteil hat, bekommt Punkte – manchmal sogar mehr als der mit den meisten Gangstern. Die genaue Verteilung verraten die auf dem Spielplan liegenden Punktetafeln.

Gangster besitzt eine eher einfache Regel und ist für Spieler, die „handgreifliche“ Themen mögen, ein sicherlich interessantes Spiel. Ansonsten ist es aber ein eher konventionelles Mehrheitenspiel, wie es sich schon oft gab. Auffällig ist die an die zwanziger Jahre erinnernde Gestaltung des Spiels durch den Grafiker Robert Nippoldt, der auch das bei Ludo Art erschienene Gangster-Spiel und sein mit einem „Red Dot“ ausgezeichnetes Gangster-Buch illustriert hat.

© Harald Schrapers 2008