games we play

Glück auf

5von Wolfgang Kramer und Michael Kiesling

Eggertspiele / Pegasus Spiele

ca. 35

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

2014

Darauf hat man schon lange gewartet. Endlich ein Spiel, das den Steinkohlebergbau an der Ruhr thematisiert und den Zechenturm von Zollverein prominent auf das Cover rückt. Damit ist das Weltkulturerbe und Wahrzeichen der Stadt Essen, die als Welthauptstadt des Brettspiels gilt, endlich angemessen präsentiert. Obwohl das erst 1930 errichtete Doppelbockfördergerüst nicht ganz zu der Zeit passt, in der die Kumpel noch überwiegend mit Handarbeit ihrer schweren Tätigkeit nachgingen. Dort am Ende des 19. Jahrhunderts findet Glück auf statt, und es ist selbstverständlich ein „Worker-Placement-Spiel“. Fast idealtypisch hat das Erfolgsduo Kramer/Kiesling das Prinzip des Arbeitereinsetzens auf den Bergbau übertragen. Reihum müssen die Spieler einen oder mehrere Kumpel auf einen Bereich der Zeche stellen, die auf dem Spielbrett abgebildete ist.

Erst muss man sich Loren kaufen, die mit Kohle gefüllt auf eine der Bergwerkssohlen gestellt werden. Am teuersten sind die Loren für die tiefste Sohle, weil hier Anthrazit abgebaut wird, während weiter oben weniger kohlenstoffhaltige Sorten zu finden sind. Dann braucht man Spielkarten mit Aufträgen: das heißt eine bestimmte Anzahl Rohstoffe in bestimmter Qualität. Anschließend werden Bewegungspunkte besorgt. Mit diesen wird der Förderkorb bewegt und ein- und ausgeladen. So muss die Kohle ihren Weg aus der Lore bis zu den Auftragskarten finden. Der letzte Schritt ist das Abfahren der Aufträge, wofür Karren, Kutschen, LKW oder die Eisenbahn benötigt werden. Außerdem kann ein Arbeiter noch Geld besorgen, was man für die Beschaffung der Loren benötigt.

Das Grundprinzip ist eingängig: Man setzt seinen Kumpel auf eines der Aktionsfelder, die jeweils unterschiedlich attraktiv sind. So kann man beispielswiese 10, 8, 6 oder 4 Bewegungspunkte erhalten. Wer die 10 Punkte als erster Spieler beansprucht, benötigt dafür einen Kumpel. Wenn der Mitspieler sie später ebenfalls haben möchte, muss er zwei Arbeiter einsetzten, der dritte drei. Deswegen nimmt man vielleicht lieber weniger Bewegungspunkte, benötigt dafür aber weniger Arbeiterfiguren.

Wenn alle Spieler alle Kumpel losgeworden sind, endet das erste Spieldrittel und es gibt eine Zwischenwertung – zusätzlich zu den bereits ablieferten Aufträgen. Damit besteht ein kontinuierlicher Spannungsbogen, der in der besonders wertvollen Schlusswertung kumuliert, die allerdings etwas unübersichtlich geraten ist und viel Zeit benötigt. Schon vorher haben sich die Schlussaktionen als recht planungsintensiv herausgestellt, denn der Glücksfaktor ist gering. Genau das wird eine Reihe von Spielern überzeugen: leicht zugängliche Regeln bei reichlich taktischem Tiefgang. Hinzu kommt eine interessante thematische Umsetzung, auch wenn Kenner des Steinkohlebergbaus nicht ganz zufrieden sind. Denn dass Bergwerke in „Schieflage“ geraten, wenn ihre Stollen nicht gleichmäßig nach Westen und Osten ausgebaut werden, kann einem nur fern des Reviers einfallen.

© Harald Schrapers · games we play 2014