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Die Händler

Aufstieg oder Fall

von Wolfgang Kramer und Richard Ulrich

Queen

ca. 19,95 Euro

– nicht mehr lieferbar –

bis 4 SpielerInnenschön: 5 Punkte

Schwierigkeit mittel (ab ca. 12 Jahre)

Verpackung --

5. Platz Deutscher Spiele Preis 1999

Bei dem Spiel des Jahres 1999 - Tikal - hat der Erfolgsautor Wolfgang Kramer mit Michael Kiesling zusammengearbeitet. Aber auch die Zusammenarbeit mit Richard Ulrich - die beiden stehen für El Grande, das 97er Spiel des Jahres - schuf im Jahr 99 einen großartigen Titel: Die Händler, ein sehr schönes und mit viel Holz ausgestattetes Spiel.

Wir befinden uns im Mittelalter. Zwischen sechs europäischen Städten findet ein lebhafter Handel mit Seide, Eisen, Wein, Salz etc. statt. Die Spielerinnen versuchen, an diesem Handel teilzuhaben. Immer wenn in einer Stadt ein freier Wagen steht, geht es darum, diesen Wagen zu ersteigern. Denn dann kann man als Lademeister zunächst seine eigenen Waren zuladen und anschließend versuchen, den MitspielerInnen möglichst viel Geld aus den Taschen zu ziehen. Denn diese müssen dem Lademeister Geld bezahlen, um Waren zuladen zu dürfen. Die Verhandlungen zwischen den SpielerInnen sind das Salz in der Suppe eines höchst interessant gemachten Spiels.

Es gewinnt nicht einfach die SpielerIn, die am meisten Geld verdient hat. Sondern es gewinnt, wer den höchsten "Stand" erreicht hat, wer beginnend als Kaufmann am Ende auf der Tafel des sozialen Aufstiegs am höchsten steht. Für jede Stufe sozialen Aufstiegs muss Geld bezahlt werden. Dieser Geldbetrag wird im Laufe des Spiels immer höher. Immer wenn ein Wagen in einer Stadt ankommt, gibt es zwar Geld für die gebrachten Waren, gleichzeitig steigt aber auch der Preis für den sozialen Aufstieg. Also gilt es, möglichst früh im Spiel hochzukommen, denn dann ist dies noch preiswert. Doch auch diese Strategie hat einen Haken. Da jeder Stand in jeder Runde seine Repräsentationskosten zu zahlen hat, sollte man immer genau ausrechnen, ob man dieses Geld auch langfristig zahlen kann. Denn sonst droht der Absturz.

Die SpielerInnen, die sich entscheiden, mit der Regeloption "zum leichten Einstieg" zu spielen, besitzen jeweils zwei Ausstattungskarten, mit denen sie während des Spiels etwas können, was den anderen unmöglich ist: die Wagen um zusätzliche Felder weiterbewegen, die Preise manipulieren, besonders billig einkaufen oder anderes. Durch diese mächtigen Ausstattungskarten hat man während des Spiele oft das Gefühl, dass es sehr ungerecht zugeht. Doch muss man feststellen, dass je nach Spielsituation mal die eine und mal die andere Ausstattungskarte besonders wertvoll ist. Die Regel "zum leichten Einstieg" schafft es tatsächlich, die Ausstattungskarten halbwegs gerecht zu verteilen.

In keiner Weise durchdacht ist jedoch die Standardregel der Händler. Dabei werden die Ausstattungskarten vor Spielbeginn versteigert. Damit haben sich die Autoren scheinbar der Verantwortung der gerechten Verteilung dieser Karten entledigt, das ausgewogene Funktionieren des Spiels jedoch den SpielerInnen zuschieben zu wollen, kann nicht sinnvoll sein. Doch wer die Händer mit der Einstiegsregel spielt - die Anleitung ist sehr anschaulich gestaltet -, erhält eines der besten Spiele des Jahrgangs 1999.

© games we play - niederrhein magazin 1999-2005 - Autor: Harald Schrapers