games we play

Die Holde Isolde

schön: 5 PunkteWer gewinnt die Gunst der Prinzessin?

von Nicolas Poncin

Schmidt (Redaktion: Thorsten Gimmler, Lizenz: Blue Cocker)

ca. 20 €

2 bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeitsehr einfach (ab ca. 8 Jahre)

2016

Medieval Academy – der Originaltitel verdeutlicht besser als der alberne deutsche Name, worum es hier geht. In unterschiedlichen Prüfungen gilt es, Punkte zu machen. Dafür liegen sieben Spielbretter auf dem Tisch. Beim Lanzenstechen und dem Turnierkampf gewinnen der Erst- und Zweitplatzierte drei beziehungsweise zwei Zähler pro Runde. Auf dem Spielbrett „Studien“ gibt es Minuspunkte für die Letztplatzierten. Gleich 17 Siegpunkte gewinnt die Nummer 1 bei der Gralssuche – aber nur nach der letzten von sechs Runden. Davor wird dieses Brett überhaupt nicht gewertet.

Es gilt also klug abzuwägen, in welcher Runde man auf welchem Spielbrett seinen Marker nach vorne setzen möchte. Anfangs eher da, wo kontinuierlich gewertet wird. Später werden die Schlusswertungsprüfungen interessanter.

Um vorwärts zu kommen, braucht man die Spielkarten, die zur jeweiligen Prüfung passen. Diese Karten werden „gedraftet“. Das heißt, jeder bekommt fünf Karten, sucht sich einen aus, und gibt die verbleibenden Karten seinem linken Nachbarn, während man vier Karten vom rechten Mitspieler erhält. Diese geht reihum und synchron so weiter, bis jeder fünf Karten hat. Das ist ein flottes Prinzip, das Spaß macht. Anschließend das richtige Timing für das Ausspielen der Karten zu finden, ist eine schöne Herausforderung. Hier werden bekannte Elemente zu einem abwechslungsreichen Spiel zusammengesetzt. Eine gut durchdachte Anleitung sorgt dafür, dass man einen leichten Einstieg findet. Wer das Spiel dann kennt, wird die kurze Fortgeschrittenenregel, die etwas mehr Ausgewogenheit bedeutet, schnell verstanden haben.

Außerdem werden in der Spielanleitung eine sinnvolle Zwei-Personen-Regel sowie gleich acht Spielvarianten beschrieben, für die man einzelne Spielbretter auf ihrer Rückseite dreht. So wird Die Holde Isolde zu einer umfassenden Spielesammlung, mag man positiv anmerken. Ich glaube aber, dass das zu viel des Guten – oder auch nur Mittelmäßigen – ist. Leider hat sich die Redaktion nicht für die eine wirklich gute Variante entschieden, die einen wirklich Mehrwert gegenüber dem Grundspiel hat. So irrt der Spieler etwas orientierungslos zwischen den vielen Möglichkeiten umher.

Material und Grafik des Spiels ist im Großen und Ganzen gut, die Form der Punktewertung aber unübersichtlich. Für jeden Wertungsbetrag gibt es an jedem Spielbrett eigene Chips, sowohl positiv als auch negativ. Das bedeutet, dass man diese vielen kleinen wappenförmigen Chips zu Beginn erst einmal sorgfältig auseinandersortieren und bereit legen muss. Eine einheitlich „Siegpunktwährung“, die überall gilt, wäre wesentlich leichter zu handhaben. Ich verzichte inzwischen auf die winzigen Punktechips und notiere die Positiv- und Negativpunkte lieber auf einem Blatt Papier.

Mit einer konsequenteren Bearbeitung würde dieses aus Frankreich kommende Spiel noch besser gefallen. Aber da es nur Kleinigkeiten sind, die missfallen, wird der Spielspaß an der Holden Isolde, die Karten- und Brettspielelemente gekonnt verknüpft, nur minimal eingeschränkt.

© · games we play 2016



25 Jahre games we play1991–2016 | seit 25 Jahren veröffentlicht Harald Schrapers unter dem Titel games we play Spielebesprechungen | keine Spieletests, sondern kritische Beurteilungen, um einen Überblick über die Neuheiten eines jeden Jahrgangs zu gewinnen