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    SPIELPLATZ – SPIELE FÜR KINDER
       

DIE SIEDLER VON CATAN JUNIOR

von Klaus Teuber für 2–4 Kinder ab 6 Jahre, Kosmos

2008

Es gibt Projekte, die erscheinen recht einfach und sind es dann doch nicht. JUNIOR SIEDLER ist so ein Fall. Die SIEDLER sind ein attraktives Spiel, da möchten natürlich auch Kinder gerne mitmachen. Für die Kleinsten ist gibt es längst ein KINDER SIEDLER, was allerdings wirklich nur zur allerersten Einführung in regelgeleitetes Handeln für Vierjährige gedacht war. So klafft im Altersraum bis zehn eine deutliche Lücke. Obwohl: Bei einem so enorm verbreiteten Spiel wie den SIEDLERN fangen Kinder auch schon vor ihrem zehnten Geburtstag damit an, zu siedeln. Letztlich ist es eine Frage von Übung, Hartnäckigkeit und Geduld, ob es nicht auch schon mit acht Jahren gelingt, SIEDLER-Fan zu werden.
Das begrenzt den Spielraum eines JUNIOR SIEDLER erheblich. Denn wenn ein Kind richtiges Siedeln beherrscht, besteht hierfür kein Bedarf mehr.
Was macht JUNIOR SIEDLER anders, damit es schon Sechsjährige schaffen? Es gibt vorgegebene Startfelder, der Plan ist kleiner, die Straßen kürzer, die Handlungsalternativen geringer. Aber vieles ist in etwa so geblieben, wie wir es kennen. Somit kommen wir auf eine für ein Kinderspiel enorm umfangreiche Anleitung von fünf Seiten bebilderten Text. Und noch etwa zeigt, dass das Spiel nicht für Sechsjährige geeignet ist: auf den „Coco hilft“-Karten, die an die Stelle der Entwicklungskarten, steht geschriebener Text. Das ist für Kinder, die bestenfalls gerade mit dem Lesen angefangen haben, wenig hilfreich.
An einer Stelle ist die Regel sogar umfangreicher geworden. Man kann weiterhin untereinander tauschen, man kann grundsätzlich 3 zu 1 mit den Vorratsstapeln tauschen und bei einem Hafen gilt das Tauschverhältnis 2 zu 1. Außerdem kommt neu hinzu: ein Marktplatz, auf dem zunächst fünf unterschiedliche Karten liegen, die man zusätzlich tauschen kann. Das soll es Kindern erleichtern, an die richtigen Karten zu kommen. Doch leider ist das zu viel des Guten.
Selbst die scheinbar kindgerechte Grafik ist misslungen. Gerade mal die Wolle ist mit ihren Schafen gut auf dem Spielplan zu erkennen. Das erschwert den Einstieg zusätzlich.
Und mit mindestens 45 Minuten Spielzeit in der Vierer-Runde dauert das Ganze viel zu lange. Ich kann das Spiel folglich erst ab acht Jahren empfehlen. Aber lohnt es sich dann noch? Oder trauen wir und dann schon an das Erwachsenen-Siedler?
Das wäre ein lohnendes Projekt: eine Kinderregel für die Standard-SIEDLER, die einen leichten Einstieg bei weitgehend ausgewogenen Spielablauf ermöglichen. Das wünsche ich mir.

Eine Spielebesprechung von Harald Schrapers.

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