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Little Town

4 von 6 Punktenvon Shun Taguchi und Aya Taguchi

iello / Studio GG (Redaktion: Delphin Brennan, Simon Hopp, Vertrieb: Hutter Trade)

Illustration: Sabrina Miramon

ca. 30 €

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeit einfach (ab ca. 10 Jahre)

Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2020

Holz gibt es im Wald, Stein finden wir im Gebirge, Fisch gibt es im See: Wenn wir unsere Arbeiterfigur auf die Wiese neben Wald, Berg und See stellen, bekommen wir die entsprechende Ressource. Sobald wir genug Ressourcen haben, stellen wir einen Arbeiter auf den Bauplatz und suchen uns eines der offen ausliegenden Gebäude aus. Dieses lege ich auf eine freie Wiese des Spielbretts. Mit diesem Gebäude kann ich beispielsweise Rohstoffe tauschen beziehungsweise Münzen oder den Rohstoff Weizen erhalten. Voraussetzung ist, dass ich mich mit einem weiteren Arbeiter neben das Haus stelle. Falls sich einer meiner Gegnerinnen oder Gegner neben mein Gebäude setzt, muss er mir für die Nutzung eine Münze zahlen.

Das waren schon fast alle Regeln, und die können fast in Windeseile durchgeturnt werden. Ich habe bei Vollbesetzung – vier Mitspielende – gerade mal drei Arbeiter pro Runde – und nach vier Runden ist Feierabend.

Aber ganz so schnell geht es vermutlich nur in der ersten Partie – bei der man dann merkt, welche Tiefe Little Town besitzt. Im Vergleich zur Leichtigkeit der Spielanleitung hat es der eigentliche Ablauf in sich – wenn man denn eine Gewinnchance haben möchte und nicht halb verhungert auf den hinteren Punkteplätzen landen möchte. Mit Verhungern ist genau das gemeint. Nach jeder Runde muss ich meine drei Arbeiter mit je einem Rohstoff ernähren, und zwar Fisch oder Weizen. Holz und Stein mögen sie nicht. Jeder schlecht ernährte Worker bedeutet drei Siegpunkte Abzug – was eine ziemlich heftige Strafe ist. Wer da nicht ordentlich plant, weiß sich manchmal schon nach einer halben Partie nicht mehr zu helfen.

Mit Ausnahme der zufällig gezogenen Zielkarten gibt es bei Little Town keinen Glücksfaktor. Und diese Zielkarten sind punktemäßig so unbedeutend, dass man sie hätte weglassen können. Wer das durchschaut, kommt ins Grübeln und merkt, dass Little Town gar nicht spielerisch ist, sondern eine pure Denksport-Herausforderung. Es gibt Leute, die das mögen. Aber denen hätte man vermutlich auch ein paar mehr Regeln zumuten können. So bleibt mein Verdacht, dass es bei Little Town eine gewisse Unstimmigkeit gibt. Wenn man dem bestechend einfach designten Arbeiter-Einsetz-Mechanismus irgendetwas Spielerisches beigefügt hätte, würde das Ganze deutlich besser zusammenpassen. Fazit: ein sehr schön verpacktes Denkspiel mit hartem Ablauf, der keine Fehler verzeiht.

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