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Lorenzo der Prächtige

nett: 4 Punktevon Virginio Gigli, Famina Brasini und Simone Luciani

Cranio Creations / Heidelberger Spieleverlag (Redaktion: Jasmin Ickes, Heiko Eller, Vertrieb: Asmodee)

Illustration: Klemens Franz

ca. 52 €

– nicht mehr lieferbar –

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeit mittel (ab ca. 12 Jahre)

Jahrgang 2018

Lorenzo der Prächtige ist Harald Bilz gewidmet, der den Heidelberger Spieleverlag aufgebaut hat und ein bedeutende Persönlichkeit in der deutschsprachigen Spieleszene war. Im Alter von gerade mal 57 Jahren war er verstorben. Die Heidelberger waren in seiner Zeit zu einem Verlag geworden, der bei der „Lokalisation“ von Spielen für den deutschen Markt eine herausragende Rolle spielte. Denn das Herausgeben von Spielen oft sehr kleiner ausländischer Verlage ist weit mehr als die bloße Übersetzung der Regel. Auch Lorenzo der Prächtige, entstanden bei Cranio Creations in Italien, gehört zu den „lokalisierten“ Spieletiteln.

Arbeitereinsetzspiele sind eine Art modernes Stichspiel geworden. Wozu brauche ich noch ein weitere Stichspielvariante wenn ich schon so viele habe?, fragt man sich bei manchem Kartenspiel. Und beim Workerplacement ist es inzwischen so ähnlich. Zwar ist diese Brettspielgattung deutlich jünger als die des Kartenstichspiels, sie hat sich aber insbesondere bei den komplexeren Titeln erheblich ausgeweitet. Was macht Lorenzo anders als die anderen?

Zunächst wird gewürfelt: Denn in jeder Runde haben meine einzusetzenden Arbeiter – Familienmitglieder – einen unterschiedlichen Wert. Der Würfelwurf gilt für alle Spieler gleichermaßen, hier trübt kein Würfelglück den strategischen Ansatz des Spiels. Ausgenommen vom Würfelwurf ist nur einer meiner Arbeiter. Er hat immer den Wert null und eine neutrale Farbe, dieser muss mittels dazugestellter Gehilfen seine Wertigkeit gewinnen.

Eine zentrale Rolle nehmen die Spielkarten ein, die sich in vier auf dem Brett eingezeichneten „Türmen“ gruppieren. Wer zuerst kommt, bekommt die beste und günstigste Karte. Der nächste Spieler, der in den entsprechenden Turm möchte, zahlt schon mal vorab drei Münzen extra. Die Spielreihenfolge ist hier sehr wichtig.

Um Karten zu bekommen, benötigt man nicht nur einen Arbeiter mit entsprechend hohem Würfelwert, sondern auch Geld, Ressourcen und/oder Militär. Im Gegenzug bekommt man eine Belohnung sowie Soforteffekt bzw. freut sich über den Dauereffekt. Die Farbe der Karte entscheidet, ob sie eher am Ende für Siegpunktausschüttung sorgt (lila), Dauereffekte oder Doppelzüge bereitstellt (blau), Tauschaktionen auslöst (gelb) oder Ressourcen einbringt (grün). Für letzteres ist allerdings eine Ernteaktion nötig, die workerplacementtypisch dann funktioniert, wenn man dort rechtzeitig den passenden Arbeiter platziert hat.

Und außerdem gibt es noch die Leiste, auf der dreimal im Spiel meine Glaubensstärke geprüft wird. Wenn mein dortiger Marker die nötige Punktzahl nicht erreicht, werde ich exkommuniziert und muss mit oft erheblichen Einschränkungen weiterspielen.

Alles ist knapp, das Geld sogar sehr knapp. Ärgerlich ist es deshalb, dass bei der redaktionellen Bearbeitung der Spielanleitung nicht aufgefallen ist, dass es zwischen der Grund- und Profiversion einen Widerspruch gibt: Mit der Profi-Ergänzung ist das Spiel einfacher zu bewältigen. Folglich hätte man im Grundspiel wenigstens die Joker-Funktion (Ratsprivileg) der vier Anführerkarten, die man einfach auf die Kartenrückseite hätte drucken können, zulassen müssen. Insgesamt muss man feststellen, dass nicht nur die etwas unübersichtliche Spielanleitung, sondern auch die Bezeichnungen auf dem Spielbrett hätten optimiert werden können. Zu viert dauert Lorenzo, insbesondere wenn Grübler am Tisch sitzen, zu lang. Deshalb gefällt es mir zu dritt am besten, dann entfaltet es seine Vielfalt als anspruchsvolles Strategiespiel.

© · games we play 2018–20


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