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TIPTOI

Der Millionen Coup

schön: 5 PunkteEine Bank, ein Tresor und 40 Minuten Zeit

von Matthias Cramer

Ravensburger (Redaktion: Andrea Soprek)

ca. 37 €   

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeitsehr einfach (ab ca. 8 Jahre)

2014

Mit dem tiptoi findet nicht nur neues Spielgefühl Einzug in die Welt der Brettspiele, sondern auch der „Bug“. Dann, wenn nichts mehr geht, und der Spieler sich als Betatester fühlt. Aber glücklicherweise gibt es die Erfindung des Updates: Man lädt sich neue Software runter, und schon läuft es. Da hat das tiptoi-Spiel gegenüber seinem rein analogen Pendant die Nase vorn. Schließlich kann ein Verlag seinen Kunden nicht so einfach ein neues Regelheft, ein überarbeitetes Brett oder korrigierte Karten hinterherschicken.

Wichtig ist: Inzwischen funktioniert Der Millionen Coup mit seinen Updates reibungslos– und für sorgt für viel Spannung. Es ist ein Echtzeitspiel. Der tiptoi ist in erster Linie dafür da, dem Spiel den zeitlichen Rhythmus vorzugeben Anders gesprochen: für Zeitdruck zu sorgen.

Millionen Coup ist ein kooperatives Spiel, in dem wir gemeinsam in eine Bank einbrechen und versuchen, den Tresor zu knacken. (Ravensburger bestreitet den Einbruch, sondern behauptet, hier würden die Sicherungseinrichtungen des Geldinstituts getestet. Das ist aber albern.)  Vier Hindernisse stellen sich uns in den Weg. Eine Wächterfigur zieht seine Bahnen durch das Bankgebäude. An ein paar Türen befinden sich Sicherheitsschlösser, die schwer zu überwinden sind. Drei Gänge sind mit Bewegungsmeldern überwacht. Und wir kennen die Zahlenkombination der Tresors nicht. Deshalb müssen wir in der ersten Hälfte des Spiels die Lage erkunden. Wir sollten wissen, welche Punkte der Wächter anläuft, wo die Schlösser sind, wo die drei Alarmanlagen auszuschalten sind und wo Hinweise auf die Zahlenkombination zu finden sind.

Gleichzeitig „lernen“ wir in der ersten Spielhälfte unerlässliche Fähigkeiten: rennen, schleichen, Schlösser knacken usw. Jede „Erkunden“- und „Lernen“-Aktion kostet Zeit. In der kann man nichts anderes tun und muss warten – beziehungsweise sich absprechen, was man als nächstes tut. Denn es ist nicht so sinnvoll, wenn jeder die Fertigkeit des Tresorknackens erlernt, sondern man sollte sich spezialisieren. So spart man Zeit. Zeit, die in der zweiten Spielhälfte, wo es dann richtig zur Sache geht, dringend benötigt wird.
Hier entwickelt das Spiel seine besonderen Qualitäten. Hektisch wird der tiptoi hin- und hergegeben, um die Aktion ganz schnell zur machen – denn die Zeit läuft und manchmal muss man ganz schnell dem nahenden Wächter entfliehen. Und dann ist mal wieder etwas Ruhe, weil man die für die gewählte Aktion vorgesehene Zeit abwarten muss.

Wenn das Spiel zu Ende ist, ist man beinahe etwas außer Atem. So sehr setzt einen das Spiel unter Druck. Und das soll etwas heißen.

© Harald Schrapers · games we play 2014