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Oregon

nett: 4 PunkteDer Weg nach Westen war weit

von Åse Berg und Henrik Berg

Hans im Glück (Vertrieb: Schmidt)

ca. 25 € 

– nicht mehr lieferbar –

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeitsehr einfach (ab ca. 8 Jahre)

2008

Oregon ist so trocken wie die Prärie. Aber bevor ich solche Schlussfolgerungen zum Besten gebe, muss ich sagen, dass ich gar keine Ahnung habe, wie es in dem Westküstenstaat aussieht. Zwar prägen sich durch das spannende Clinton-Obama-Duell einige US-Staaten im Gedächtnis ein. Doch Oregon war noch gar nicht dabei. Die wählen erst am 20. Mai als drittletzter Staat – dann wenn normalerweise schon alles entschieden ist. Doch bei dieser Präsidentschaftsnominierung bleibt es voraussichtlich spannend bis zum Ende. Soll das ein Hinweis sein, dass ich auch beim Spiel Oregon nicht vorschnell werten soll?

Ein schlechtes Spiel ist Oregon eh nicht. Wie gesagt: Es ist vielleicht ein bisschen trocken. Auch wenn ein genauer Blick auf den Spielplan zeigt, dass es gar keine Prärie gibt. Oregon scheint ein eher waldreicher Staat mit Seen und felsigem Gebirge zu sein.

Über die Landschaft wurde hier ein Koordinatensystem gelegt. Das ist zunächst mal nicht ungewöhnlich. Komisch sehen die Bezeichnungen der Koordinaten aus. Die sieht man das Bild einer freundlichen Siedlerfamilie. Und einen Büffel. Oder einen Geier. Wenn ich eine meiner Spielfiguren mit Hilfe der Spielkarten Familie und Geier einsetzten will, muss ich gucken, an welchen Stellen des Spielbretts sich die Bereiche Familie und Geier überschneiden. Das erscheint zunächst nicht schwer. Aber man muss konzentriert hinschauen. Ich habe zwar maximal drei dieser Koordinatenkarten auf der Hand, mit denen ich meine Figuren in höchstens sechs Planquadrate einsetzen kann. Aber eine prägnantere grafische Gestaltung hätte mir den Zugang zum Spiel durchaus erleichtert. Ich habe auch mal darüber nachgedacht, ob es nicht eleganter gewesen wäre, das Spiel abstrakt zu gestalten, anstatt ihm ein Thema aufzuzwängen.

Aber so einfach wäre das doch nicht gegangen. Denn ich setzte nicht nur meine Spielfiguren ein, sondern es gibt auch noch Gebäude. Und die besitzen Einsetzregeln, die thematisch passend umgesetzt sind. Bergwerke dürfen nur auf die Berge, andere Gebäude in den Wald, Häfen ans Wasser und Stationen auf die eingezeichneten Eisenbahnstrecken. Ausspielen muss ich dafür eine passende Gebäudespielkarte plus nur eine Koordinatenkarte – womit mir die Suchen nach dem Kreuzungsquadranten zweier Karten erspart bleibt. Ein Gebäude darf immer in einer ganzen Zeile oder Spalte gebaut werden. Oregon will ein wenig wie Carcassonne mit daneben gestellten Figuren sein. Tatsächlich werden hier die „Meeples“ nicht auf die Plättchen sondern neben die Gebäude gestellt. Dort bringen sie Siegpunkte ein. Dabei ist es egal, ob eine Figur neben das Gebäude gestellt wird oder ob ein Gebäude neben einer Figur errichtet wird. Siegpunkte gibt es unabhängig von der Reihenfolge.

Bei einigen Gebäuden ist der Siegpunktwert fest vorgegeben, bei den Kirchen entspricht er der Anzahl der um das Plättchen versammelten Figuren und bei den Bergwerken muss ich einen verdeckt liegenden Siegpunktchip ziehen. Da brauche ich ein wenig Glück.

Insgesamt braucht man bei Oregon aber nicht nur wenig Glück, sondern das Schicksal sollte einem insgesamt gewogen sein. Denn die Kartenhand ist doch recht klein, die Auswahl also gering. Da suche ich manchmal ziemlich lange nach einem vernünftigen Platz und kann mich zwischen den vielen unbefriedigenden Möglichkeiten nicht entscheiden.

Zwar kann ich durch einen Kartenjoker und einen Extrazug meine taktischen Möglichkeiten verbessern, entscheidend sogar. Voraussetzung ist es allerdings, mit einer Figur an einer Eisenbahnstation beziehungsweise einem „Store“ diese beiden Möglichkeiten nach jeder Benutzung zu reaktivieren.

Letztlich verstärkt sich bei mir der Eindruck, dass  die einerseits recht reizvoll erscheinenden taktischen Komponenten und andererseit das unübersehbare Glücksmoment ziemlich unharmonisch nebeneinander stehen. Egal in welcher Besetzung ich spiele: Ich möchte irgendwie nicht richtig warm werden mit Oregon.

© Harald Schrapers 2008–12f