games we play

Ra 

Das spannende Spiel um Götter, Menschen, Monumente

von Reiner Knizia

Alea (Ravensburger)

ca. 18-25 Euro

- nicht mehr lieferbar -

bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeit mittel (ab ca. 12 Jahre) nett: 4 Punkte

Verpackung −

2. Platz Deutscher Spiele Preis 1999

Große Erwartungen schürte das Spiel Ra auf der Essener Spiel '98, da es dort bereits präsentiert wurde, obwohl es erst im Frühjahr '99 auf den Markt kommen sollte. Ra sollte frühzeitig die neue Spielemarke Alea einführen, die von dem Spielegiganten Ravensburger ausdrücklich kreiert wurde, um den "Hobby- und Vielspielern" Qualitäts-Autorenspiele zu bieten, die "nur bedingt Rücksicht auf den Massenmarkt nehmen." Allerdings war das aufwendig entworfene Konzept aus Ravensburg - das Ravensburger Dreieck für die Familienspiele, FX für junge Erwachsene und Alea für die besagten Viel- bzw. "Freakspieler" - nach wenigen Wochen schon wieder Schnee von gestern. Dann machte nämlich Ra, dem Debütanten mit dem Alea-Emblem, das hochgelobte Tikal Konkurrenz. Tikal - eindeutig ein Spiel für VielspielerInnen - erscheint zeitgleich mit dem blauen Ravensburger-Dreieck. Diese Geschäftspolitik verstehe wer will.

Trotz all dieser Wirrnisse im Hause Ravensburger hat Alea mit Ra einen erstklassigen Start hingelegt. Die Ausstattung und das an einen Buchschuber erinnernde Aussehen des Spiel ist ausgezeichnet, nur der Plastikeinsatz im Karton, der zudem nicht zum Spiel passt, ist überflüssig. Mit Reiner Knizia hat sich Alea eines Autors versichert, der mit Modern Art, dem Träger des Deutschen Spiele Preises 1996, das Vorbild für viele Versteigerungsspiele der heutigen Zeit geschaffen hat. Folglich ist auch Ra ein Versteigerungsspiel.

Zunächst erscheint Ra aber wie ein Legespiel. Mehr als 100 Kärtchen sind im Spiel, die nach und nach aufgedeckt werden. Die Plättchen werden in zwei Reihen aufs Spielbrett gelegt. In die untere Reihe kommen Götter-, Pharaonen-, Zivilisations-, Gold und Nilkärtchen. Und in die obere Reihe kommen die Kärtchen mit der Abbildung des ägyptischen Sonnengottes Ra. Immer wenn ein Ra aufgedeckt wird, werden die Plättchen der unteren Reihe versteigert. Und wenn die obere Reihe komplett mit Ra-Kärtchen belegt ist, ist eine Epoche zu Ende, es gibt dann eine Zwischenwertung. Nach der dritten Epoche ist das Spiel aus.

Die Wertigkeiten der ersteigerten Kärtchen sind sehr unterschiedlich. Nicht ohne Grund ist dies auf dem Spielbrett notiert, so dass man bei der recht komplizierten Rechnerei nicht sofort den Überblick verliert. Manche Kärtchen gelten nur für eine Epoche, andere für drei. Für Gold kriegt man auf alle Fälle Punkte, bei anderen Plättchen müssen besondere Bedingungen erfüllt sein. Hier meint man, den promovierten Mathematiker Knizia erkennen zu können, denn am Ende des Spiels geht alles wunderbar auf. Nur erscheint dadurch das Spiel recht abstrakt und das Thema nur nachträglich aufgesetzt. Darüber täuscht die schöne ägyptische Ausstattung des Spiels nur mühevoll hinweg.

Und wie läuft der Versteigerung ab? Dazu haben die SpielerInnen jeweils drei Sonnen-Spielsteine mit Werten zwischen 1 und 16. Pro Epoche können pro SpielerIn folglich drei Kärtchen-Auslagen ersteigert werden. Dazu wird einfach ringsum geboten. Das besondere dabei: Der Sonnenstein, mit der die Plättchen ersteigert wurden, wird in die Spielfeldmitte gelegt. Diesen Stein kriegt anschließend die SpielerIn, die die nächste Auslage ersteigert. Diese SpielerIn muss diesen Stein dann in der nächsten Epoche verwenden. Folglich steht nicht nur eine Auslage mehr oder minder wertvoller Plättchen zur Versteigerung an, sondern immer auch ein Sonnenstein mit seinem Wert.

Wer alle seine drei Sonnensteine abgeben hat, ist erstmal raus aus dem Spiel. Und zwar für die gesamte restliche Epoche. Oft dauert dies nicht sehr lange, manchmal aber schon. Denn das Ende einer Epoche ist zufallsbestimmt - mal werden die Ra-Kärtchen früher gezogen, mal später. Und wer dann seine Steine bereits hergegeben hat, weil er meinte, dass die ersten Auslagen besondere Schnäppchen gewesen seien - was durchaus sein kann - sitzt solange nutzlos herum.

Ra ist ein attraktives Spiel. Die Geschichte der Versteigerungsspiele muss trotzdem nicht neu geschrieben werden. Auch wenn dies die Pöppel-Revue in ihrem Überschwang meinte. Denn an Knizias Modern Art reicht Ra meines Erachtens nicht heran.

© games we play - niederrhein magazin 1999-2003 - Autor: Harald Schrapers