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San Juan

von Andreas Seyfarth

Alea Ravensburger (Redaktion: Stefan Brück)
(Vertrieb: Heidelberger)

ca. 18 €

– nicht mehr lieferbar – » Neuausgabe

bis 4 SpielerInnen

super: 6 Punktegames we play Tip: Das TOPspiel Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

Verpackung -

2. Platz Deutscher Spiele Preis 2004

bestes Kartenspiel 2004

Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2004

San Juan ist die Hauptstadt von Puerto Rico. So verwundert es nicht, dass sich das Kartenspiel San Juan als „kleiner Bruder“ von Puerto Rico präsentiert. Dieses großartige Brettspiel gilt nämlich anerkanntermaßen als eines der besten Spiele überhaupt. Der Träger des Deutschen Spiele Preises 2002 ist ein unglaublich abwechslungsreiches und tiefgründiges Spiel. Allerdings hat auch Puerto Rico seine Nachteile: Aufgrund des umfangreichen Materials dauert bereits der Aufbau sehr lange und die Spielablauf bietet so viele Möglichkeiten, dass Anfänger zunächst reichlich konzeptlos vor sich hinspielen.

In diese Lücke springt San Juan. San Juan spielt sich flott, Spielregel und Taktik sind vergleichsweise leicht zu durchschauen, es gibt einen angemessenen Glückfaktor – und trotzdem fehlt es weder an Abwechslung noch an Tiefgang.

Ein Produktionsgebäude, nämlich die Indigoküperei, hat jeder Spieler schon bei Beginn vor sich liegen. Das Spiel ist zu Ende, wenn ein Spieler insgesamt 12 Gebäude ausgelegt hat. Somit ist San Juan auch ein Wettrennen im Schnellbauen. Allerdings hat der erste nicht unbedingt gewonnen. Sondern es zählen die Siegpunkte, die die Häuser in unterschiedlicher Höhe bedeuten. Klar ist aber: wer 12 Gebäude in die Wertung einbringen kann, hat sicherlich größere Chancen, als jemand, der nur neun mal gebaut hat.

Als Produktionsgebäude kann ich neben der preisgünstigen Küperei auch Zuckermühlen, Tabakspeicher, Kaffeeröstereien und Silberschmelzen errichten. Eine Silberschmelze kann dreimal so produktiv sein wie eine Indigoküperei, kostet aber auch fünfmal soviel.

Meine Gebäudekarten sind gleichzeitig meine Geldmittel. Wenn ich ein Haus bauen will, muss ich entsprechend der aufgedruckten Kosten die richtige Anzahl weiterer Handkarten mit der Rückseite nach oben auf den Ablagestapel legen. Die Karten haben also nicht nur die Gebäudefunktion ihrer Vorderseite. Sondern umgedreht bedeuten sie Geld.

Gebaut wird – das heißt: es wird eine Handkarte ausgelegt – immer dann, wenn jemand die Rolle des Baumeisters wählt. Wie bei Puerto Rico bekommt dieser Spieler Rabatt bei den Baukosten und anschließend – dann ohne Rabatt – dürfen reihum auch alle anderen Spieler bauen.

Für die Spieler, die viele Produktionsgebäude gebaut haben, sind die Rollen des Aufsehers und des Händlers wichtig. Beim ersten wird je ein Produkt – Indigo, Zucker und so weiter – auf das Gebäude gelegt – der Einfachheit halber werden beliebige Kartenrückseiten verwendet. Und in der Händlerphase bekommt man dann dafür Geld – sprich: Gebäudekarten.

Welche Rolle wann ausgewählt wird, ist die entscheidende Herausforderung dieses Spiels. Welche Rolle nützt mir, welche Rolle nützt meinen Mitspielern? Fünf Rollen gibt es, angefangen beim Ratsherrn, bei dem ich mir zusätzliche Handkarten aussuchen kann, bis hin zum Baumeister. Die einzige „sichere“ Entscheidung ist grundsätzlich die Rolle des Goldsuchers. Dann bekomme ich eine Karte – und sonst niemand.

Eine größere Bedeutung als die Produktionsgebäude haben oftmals die „violetten Gebäude“, in denen keine Waren erzeugt werden, sondern die Spielregeln zum eigenen Nutzen modifiziert werden. Wer etwa den Steinbruch ausgelegt hat, zahlt künftig beim Errichten eines Gebäudes eine Karte weniger.

In der Schlussphase geht es verstärkt um Siegpunkte. Dann müssen Zunfthallen, Triumphbögen, Paläste und Rathäuser gebaut werden. Die teuren Prestigeobjekte vermehren am Ende die Werte bestimmter Gebäude erheblich. Das Rathaus bedeutet beispielsweise, dass jedes violette Gebäude einen Siegpunkt mehr bringt. Die Zunfthalle spendiert jedem Produktionsgebäude sogar zwei Extrapunkte. Letzteres erscheint ganz besonders erfolgsversprechend zu sein. Doch mit etwas Spielerfahrung weiß man, dass die Kombination aus Zunfthalle und vielen Produktionsgebäuden meistens doch nicht gewinnt. Andere Kartenkombinationen – und die optimalen herauszufinden, ist die besondere Herausforderung – sind oftmals günstiger.

San Juan kann beinahe nahtlos an sein Brettspiel-Vorbild Puerto Rico anschließen. Trotzdem ist es kein „Abklatsch“, sondern hat eine wichtige Funktion. Der Zugang zu diesem Kartenspiel ist deutlich leichter, San Juan spielt sich erheblich lockerer. San Juan ist zweifelsohne eines der besten Spiele des Jahrgangs 2004 – wenn nicht sogar das beste.

[ brettspielwelt.de: San Juan online spielen ]

© games we play 2004–14 - Harald Schrapers