games we play

$chwarz€r Fr€itag

nett: 4 Punktevon Friedemann Friese (2F)

Kosmos (Redaktion: Stefan Stadler)

ca. 35 € 

2 bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeitmittel (ab ca. 12 Jahre)

2011

Gibt es eigentlich ein trockeneres Thema als Börse? Je nachdem. Manche halten die globale Aktienspekulation eh für ein gigantisches Spielcasino – also ein absolut prädestiniertes Spielethema. Die Mehrzahl wird aber wohl eher an abtörnende Ökonomie denken. Dass sich ausgerechnet der auf ein breites Publikum ausgerichtete Kosmos-Verlag dieses Themas annimmt, ist mutig.

Schwarzer Freitag ist eh nicht der Versuch einer möglichst realitätsgenauen Börsensimulation. Sondern es ist eine sehr subtile Herangehensweise. Doch das macht das Spiel auch nicht breitentauglicher. Wie hier auf spielerisch sehr geschickte Art das Auf und Ab des Aktienmarktes nachgestellt wird, ist überaus interessant. Alle stürzen sich auf ein bestimmtes Papier, das dann dramatisch nach oben steigt – bis an einem Schwarzen Freitag der Crash droht. Das Ganze funktioniert ohne reale Wirtschaftsnachrichten, sondern allein spielerisch durch das Ziehen von Aktien aus einem schwarzen Sack. Das ist – wie in der Realität – auch glücksbetont. Aber eben nicht beliebig. Was im Sack enthalten ist, bestimmt das Marktgeschehen.

Wer an der Reihe ist, kauft oder verkauft Aktien. Der Preis steht auf der Skala. Ein Verkauf führt sofort zu einer leichten Abwertung, ein Ankauf erst dann, wenn eine Firma den Ausverkauf ihrer Anteilsscheine  meldet. Immer wenn fünf mal die gleiche Aktion gemacht wurde, wird für die Preisfeststellung unterbrochen. Wir greifen in den Sack: Aktien die dabei gezogen werden, gewinnen im Wert. Das Spielbrett ist eine originelle Skala, die so überhaupt nicht linear gezeichnet ist. Sondern hier gewinnen Aktien gelegentlich zeilenweise – oder verlieren entsprechend. Da sind bemerkenswerte Sprünge möglich.

Dramatisch wird es, wenn mehr als eine schwarze Aktie gezogen wird. Diese werden nämlich von den Gewinnen der Wertpapiere abgezogen – und haben schon manches Papier in den freien Fall gezogen. Die schwarzen Aktien sind eigentlich gar keine, jedenfalls kann man sie nicht kaufen. Zu Spielbeginn gibt es noch gar keine – sie werden erst im Spielverlauf in den Beutel  geworfen.  Sie sollen  den besagten Schwarzen Freitag provozieren.

Eine dritte Aktion ist letztlich die wichtigste: der Kauf von Silber. Denn nur hiermit kann man am Ende gewinnen. Anfangs kostet es gerade mal 20, und wenn der Kurs auf 100 gestiegen ist, ist Schluss.

Immer wenn es an der Aktienbörse nicht gut aussieht, setzt die Flucht ins Edelmetall ein. Gleichzeitig steigt der Wert des Silbers.

Ständig kommt man zu spät dran. Das ist das Schicksal des Spielers. Mit guter Nase möchte man das Marktgeschehen beeinflussen – und ihm nicht ausgeliefert sein. Das ist bei  drei Spielern oft noch möglich, bei fünfen kommt dies seltener vor. Da braucht man Glück, um an der richtigen Stelle an der Reihe zu sein.

Anhänger des Ordoliberalismus kommen besonders auf ihre Kosten. Wie hier mit öffentlichen Subventionen, die man grundsätzlich nicht zurückzahlt, umgegangen wird, hat große satirische Klasse. Wer hier den Staat nicht abzockt, hat eh keine Chance. Da schmunzeln sogar eingefleischte staatliche Interventionisten.

Wenn man sich durch die viel zu kompliziert geschriebene Regel gekämpft hat, findet man ein  herausforderndes Spiel, das eine reizvolle Mechanik bietet. Attraktiver wäre es womöglich mit einem anderen Thema. Denn das teils spitzfindige Börsengeschehen begeistert nur Wenige so richtig. Eine lineare Aktienwertskala gibt es eh nicht (die Skala ist eher ein in Stufen ansteigender Hügel) und auch keine Aktien: sondern Koffer! Warum man Koffer als Spielsteine hat, ist mir unverständlich. Wobei sich damit ein griffiges Spielethema aufdrängt: Irgendetwas um Reise und Touristik, Kofferschleppen in einer mondän-mediterranen Terrassenanlage?

© Harald Schrapers · games we play 2011