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Seenot im Rettungsboot

nett: 4 PunkteEin basisdemokratisches Katastrophenspiel

von Ronald Wettering

Argentum

ca. 35 €

– nicht mehr lieferbar –

3 bis 6 SpielerInnen

Schwierigkeit mittel (ab ca. 12 Jahre)

überarbeitete Neuauflage 2007
(Originaltitel: Rette sich wer kann)

5. Platz Deutscher Spiele Preis 1994

Nachdem die Santa Timea gesunken war, haben sich zwar alle Besatzungsmitglieder in die Rettungsboote flüchten können. Doch leider sind diese schon reichlich alt und ziemlich morsch. Nicht alle werden die rettenden Inseln erreichen. „Das erste basisdemokratische Katastrophenspiel“, meinte die Fachzeitschrift Pöppel-Revue in ihrer Rezension des 1993 erschienenen Rette sich wer kann.

„Welche Boote kommen ans Ziel, welche gehen unter und welche Seeleute gehen vorher über Bord?“ fragt die Spielanleitung zu Beginn und unterstreicht, dass über all diese Fragen beraten und „demokratisch abgestimmt“ werde. Wer jetzt bereits den Verdacht hat, es gehe dabei weniger um Demokratie, als um Schadenfreude, liegt richtig.

Wenn alle MitspielerInnen ihre sechs Seeleute in die Boote gesetzt haben, beginnt die erste Abstimmung. Welches Boot bekommt ein Leck? Jede SpielerIn stellt auf ihrer Drehkarte eine Bootsfarbe ein. Die Mehrheit entscheidet, aus welchem Boot eine Figur rausfliegt - denn an ihre Stelle muss ein wasserblauer Spielstein gesetzt werden. Wen dies trifft, entscheiden die SpielerInnen, die im betroffenen Boot mindestens einen Pöppel sitzen haben. Auch diesmal wird die dem Untergang geweihte Farbe zunächst für die anderen nicht sichtbar auf der Drehkarte eingestellt. Bei dieser Abstimmung wird dann gewichtet, das heißt wer mehrere Personen in dem Boot sitzen hat, zählt entsprechend mehrfach. Anschließend wird darüber abgestimmt, welches der Boote ein Feld in Richtung Insel vorrücken darf.

Vor jeder Abstimmung soll diskutiert werden, fordert die Spielregel. Absprachen zwischen den SpielerInnen sind natürlich gelegentlich sinnvoll, eingehalten werden müssen sie jedoch nicht. Ob die Debatten aber so lang sein müssen, dass das Spiel immer die angegebenen 90 Minuten Dauer erreicht, kommt mir fraglich vor. Ronald Wettering scheint dies geahnt zu haben, ruft er doch in der Spielanleitung gleich mehrfach zur Diskussion auf. Die erfahrene BrettspielerIn wird vermutlich häufig dazu neigen, dass ein der Situation angemessener taktisch richtiger Zug gemacht wird – und darauf kann bei etwas Routine eine Einigung schnell möglich sein.

Je nach Bündnismöglichkeiten in den einzelnen Booten, werden sich – wenn auch im Spielablauf wechselnde – Verbündete finden. Dadurch kommt es, insbesondere wenn vier Personen mitspielen, häufig zum Abstimmungspatt. Dann entscheidet jeweils die in jeder Runde wechselnde StartspielerIn, die über einen rettenden Baumstamm verfügt.

Rette sich wer kann ist ein rundum gelungenes Spiel – genauso wie die zuletzt bei Argentum unter dem Namen Seenot im Rettungsboot erschienene Neuauflage.

© games we play - niederrhein magazin 1994–2008 - Autor: Harald Schrapers