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Therapy

geht so: 3 PunkteMit und ohne Fehler

von Jay Teitel u.a.

Parker (Hasbro)

ca. 35 €

bis 6 SpielerInnen

Schwierigkeit schwer (ab ca. 15 Jahre)

Verpackung +-

1989, diverse Neuauflagen

„Wenn wir von der Welt von Therapy erzählten, einem Spiel, bei dem jeder seine eigenen Couch in Form eines Spielsteins und seine eigene Psychiater-Praxis hat, fingen die meisten an zu lachen“, schreibt Jay Teitel 1995 zur Vorstellung der zweiten Auflage des längst bekannten Therapy. Unschwer ist zu erkennen, daß Teitel das Spiel in Amerika entwickelt hat, und zwar im kanadischen Toronto.

Obwohl die Spiele des amerikanischen Hasbro-Konzerns, die unter den Markennamen MB und Parker verkauft werden, anonym ohne Autorennamen erscheinen, wurde die Identität des Therapy-Autors jetzt gelüftet. Hasbro will damit zumindest gegenüber dem Fachpublikum ein wenig vom guten Renommee des Autorenspiels in Deutschland profitieren.

„Die Idee bei Therapy bestand darin,“ erläutert der Journalist Jay Teitel, „sich an der echten Welt der Therapie zu orientieren und das zu einer wirklichen Therapiesitzung gehörende Hinterfragen und Analysieren auf vergnügliche Weise nachzuvollziehen.“ Dies ist das Hauptproblem von Therapy. Therapy soll nicht nur einfach ein zweckfreies Spiel sein, daß Spaß macht, Therapy soll auch ein Stück Wirklichkeitssimulation sein. Und dieser Simulationsanspruch muß ein Stück weit auf Kosten des Spaßes am Spiel gehen.

„Außerdem“, schreibt Teitel weiter, „wollten wie ein Spiel entwickeln, bei dem sowohl Interaktion (die Therapie-Karten) als auch Information (die Wissens-Karten) geboten wird, weil einige Spielteilnehmer eine Herausforderung ihres objektiven Wissens bevorzugen, während andere sich wohler dabei fühlen, ihr subjektives Wissen über ihre Mitspieler zu testen.“ Teitel macht damit deutlich, daß er eine recht eigenwillige Vorstellung von einem Spiel hat. Für ihn stellt sich sogenanntes „objektives“ Wissen als eine Herausforderung dar, während Interaktion für ihn nur eine Frage des subjektiven Wohlfühlens ist.

Die Rangfolge der angeblich „objektiven“ Information vor dem spielerisch-subjektiven wird auch an der Aufmachung von Therapy deutlich. Sorgfältig überarbeitet präsentieren sich in der 2. Edition die Wissens-Karten. Jede Antwort ist mit einer wissenschaftlich korrekten Literaturangabe versehen, dabei sind sehr viele deutsche Quellen herangezogen worden. Aktuelle Fragen zu Unterschieden zwischen Ost- und West-Deutschland zeigen, daß Therapy thematisch auf dem Laufenden ist.

An Therapy scheiden sich die Geister. Bei Vielen ist es sehr beliebt. Daß muß aber noch kein Hinweis auf eine besonders hohe Qualität dieses Spiels sein. Festzustellen ist folgendes: Therapy ist völlig unspielbar, wenn sich die SpielerInnen untereinander nicht gut genug kennen. Schlecht ist es auch, wenn spielunerfahrene Leute, angelockt von ihrer TV-Gameshow-Erfahrung der Herausforderung des scheinbar „objektiven“ Wissens, sich an der „Wirklichkeitssimulation“ Therapy versuchen. Viele werden mit den - bis in den eigenen Intimbereich oder den der anderen reichenden - Fragen nicht so recht umgehen können, was die Stimmung auch über das Spiel hinaus nicht unbedingt heben wird.

Für eine recht erfahrene Spielerunde aus Leuten, die sich untereinander alle gut kennen, ist Therapy zum Ausprobieren zu empfehlen. Wer Therapy einfach nur aus Spaß am Spiel versuchen will, trifft auch ein funktionierendes Spiel mit einer sehr einfachen Regel. Ob es gefällt, ist - mehr als bei jedem anderen Spiel - Geschmackssache.

© games we play - niederrhein magazin 1997-2008 - Autor: Harald Schrapers