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Trapper

schön: 5 PunkteAuf Beutefang in der Wildnis Kanadas

von Wolfgang Kramer und Michael Kiesling

Clementoni

ca. 22 €

– nicht mehr lieferbar –

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeitsehr einfach (ab ca. 8 Jahre)

2007

Vier Trapper gehen mit ihrem Kanu auf die Jagd. Und damit keiner vorschnell an „Tiermörder“ denkt, lenkt Franz Vohwinkel mit possierlichen Tierzeichnungen vom eigentlichen Spielthema ab. Statt tote Tiere, abgezogene Pelze oder blutige Steaks laden wir uns ein paar zu groß geratene Stofftiere ins Boot. Wer hat nicht gerne eine kuscheligen Bären, einen anschmiegsamen Luchs oder einen niedlichen Otter bei sich? Aus dem Rahmen fallen leider nur die glitschigen Lachse. Aber irgendetwas braucht schließlich auch ein tierfreundlicher Trapper auf die Gabel …

Die Spielfläche besteht aus acht mal acht Feldern. In der Mitte stehen die vier Trapperfiguren, drum herum liegen 60 Plättchen. Die acht Plättchen, die sich in der Sichtweite der Jäger befinden, liegen offen. Alle anderen sind verdeckt. Nun beginnt ein gleichermaßen einfach zu begreifendes wie interessantes Entdeckungsspiel.

Einen Trapper bewege ich mit meinen Handkarten. Abhängig von der Anzahl der Karten, die ich in der Farbe des Trappers ausspiele, kann ich ihn über eines oder über mehrere Plättchen bewegen. Diese erreichten Plättchen sammele ich für meine Auslage ein.

Es gibt zwei verschiedene Arten von Plättchen: Kanus und Beute. Es gibt Einser-, Zweier- und Dreier-Kanus, wobei jedes nur Platz für eine bestimmte Tierart bietet. Diese Tierplättchen, die zwischen 1 und 4 Punkten wert sind, versuche ich zu finden. Wenn ich das Boot komplett voll habe, rechne ich ab und kassiere die doppelte Punktzahl. Wenn ich es nicht voll kriege, bleibt es am Ende bei der einfachen Punktzahl. Leere Boote zählen Minuspunkte.

Spannend ist es, die Plättchen zu entdecken. Immer, wenn sich der Trapper auf ein Plättchen bewegt, werden alle Nachbarplättchen aufgedeckt. Mal hat man Glück, und es liegt dort was Lukratives und zur eigenen Auslage Passendes. Toll sind insbesondere die vegetarischen Plättchen mit Pilzen und Kräutern, die auf jedes Boot passen und bis zu 5 Punkte einbringen. Mal ist das Gefundene jedoch uninteressant, und ich spare mir die Spielkarten lieber für später. Oder das Plättchen liegt mit der „Wasserseite“ zum Trapper, dann kann er es eh nicht direkt erreichen. Wenn sich die Spielfläche im Laufe der Zeit immer mehr leert, tritt häufig die Situation auf, dass eine Trapperfigur im „Nichts“ steht – sie kann kein Plättchen mehr erreichen. Das ist aber nicht schlimm. Denn nun kann der Trapper „fliegen“ – und da dies auch nur eine Spielkarte kostet, ist das ein Schnäppchen.

Es gibt zwei taktische Alternativen. Entweder ich versuche möglichst große Drei-Tier-Kanus zusammenzustellen. Dafür gibt es zusätzliche Bonuschips für die höchsten Punktwerte. Oder ich versuche viele kleine Kanus fertig zu kriegen. Wenn diese Boote jeweils eine andere Tierart transportiert haben, gibt es dafür so genannte „Tiervielfalt“ Bonuschips. So kann ich vier fertig abgerechnete Boote gegen einen entsprechenden Chip umtauschen. Da es diesen Vierer-Chip nur einmal gibt, muss ich gucken, dass mir den kein Mitspieler wegnimmt. Wenn der Chip weg ist, bliebe mir nur noch der Dreier-Chip. Oder ich spekuliere von vornherein auf den wertvolleren Fünfer-Chip.

Für Trapper ist die Altersangabe „ab 10“ etwas zu hoch gegriffen. Sie stimmt dann, wenn man mit der sehr empfehlenswerten Erweiterungsregel spielt. Dann wird nämlich jeder Zug ersteigert. Wenn ich mich entschließe, den weißen Trapper zu bewegen, sage ich zunächst an, wie viele weiße Karten ich dafür abzugeben bereit bin. Meine Mitspieler können mich dann mit einer größeren Zahl von Karten überbieten. Dadurch kommt taktisches Raffinesse ins Spiel, aber selbst dann sollte man nach 45 Minuten fertig sein.

Vielleicht mag der thematische Rahmen gewöhnungsbedürftig sein oder Manchem als beinahe absurd erscheinen. Mich und meine Mitspielerinnen und Mitspieler hat dies jedoch nie gestört. Ganz im Gegenteil. Thema und Spielmechanik passen gut zusammen und tragen zu einem schnellen Verständnis des Spiels bei. Es Iässt sich in jeder Besetzung gleichermaßen gut spielen, zu zweit ist es etwas taktischer. Für mich gehört Trapper zu den Highlights des Spielejahrgangs.

© Harald Schrapers 2007–16