games we play

Watergate

4 von 6von Matthias Cramer

Frosted Games / Pegasus Spiele (Redaktion: Viktor Kobilke)

ca. 25 €

2 SpielerInnen

Schwierigkeitmittel (ab ca. 12 Jahre)

Jahrgang 2020

Brettspielpodcast | Watergate »

Watergate ist ein asymetrisches Zwei-Personen-Spiel, gestaltet als Tauziehen zwischen den Journalisten und der Nixon-Administration. Spielerisch ist das ein durchaus überzeugendes Duell, und auch thematisch wird hier sehr viel geboten. Jede Spielkarte ist inhaltlich durchdacht und im sehr langen Anhang der Anleitung historisch erläutert. Doch leider ist das Spiel aus genau diesem Grund grandios gescheitert. Bei einem Film oder Buch würde man fragen: Ist es eine Dokumentation oder ein fiktiver Beitrag? Das verwendete Spielmaterial wirkt faktengetreu und dokumentarisch. Doch in diesem Spiel kann der Ausgang der Watergate-Affäre auf den Kopf gestellt werden.

Wenn jemand ein Spiel über die Titanic macht, verzeihe ich das. Anderes Wetter, wechselnde Meeresströmungen: hier kann Zufall oder Schicksal plausibel dargestellt werden. Aber in Watergate werden keine Eisberge hin und her geschoben, sondern reale Personen. Sieben Informanten, die alle mit Kurzbiographie im Regelheft vorgestellt werden, werden per Kartenaktion mal als Unterstützer der Nixon-Administration dargestellt und mal von den investigativ arbeitenden Journalisten akquiriert. Das ist anmaßend und in dieser generalisierten Darstellung rgerlich. Denn hier geht es nicht um den Zufall eines Wetterumschwungs, sondern um Menschen, die in der damaligen Situation die Möglichkeit hatten, bewusste Entscheidung zu treffen. Alle Personen haben sich an einem mehr oder weniger ausgeprägten moralischen Gerüst orientiert oder standen für bestimmte Interessen.

Watergate könnte nur dann als Spiel funktionieren, wenn es darauf verzichtet, den Anschein einer realistischen historischen Darstellung zu erwecken, deren Ausgang ungewiss ist. Hier wurde es versäumt, ein Mindestmaß an Abstraktion vorzunehmen.

© · games we play 2020