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Wer wird Millionär?

bescheiden: 2 Punkte Das offizielle Spiel zur RTL Mega-Quiz-Show

Jumbo (Lizenz: Celador)

ca. 50 €

– nicht mehr lieferbar –

bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeit mittel (ab ca. 12 Jahre)

Verpackung -

2001

Rekordeinschaltquoten verzeichnet Günther Jauchs abendliche Quizshow auf RTL. Und das gleichnamige bei Jumbo erschienene Spiel schließt sich dem an. Wer wird Millionär ist unangefochten das „eigentliche“ Spiel des Jahres 2001 – jedenfalls wenn man sich die Verkaufscharts anguckt. Eine Dreiviertelmillionen-Auflage hatte Jumbo bereits nach einem halben Jahr verkauft. Im Weihnachtsgeschäft war das Spiel vorzeitig ausverkauft.

Wer wird Millionär steht für den zweite Quizspiel-Boom nach Trivial Pursuit in den achtziger Jahren. Damals wie heute hofft man, dass – über den Umweg des Ratespiels – Erwachsene zum Qualitätsbrettspiel gelockt werden können. Ob es funktioniert? Wohl kaum: nur der kleinste Teil der KäuferInnen des RTL-Merchandising-Produkts wird sich anschließend dem „wahren“ Spiel des Jahres – Carcassonne – zuwenden. Dazu ist die Kluft zwischen den beiden Arten des Spiels doch zu groß. (Die SpielerInnen – und auch davon gibt es viele – die Brettspiele lieben und zur Abwechslung auch mal ein Ratespiel, lasse ich mal außerhalb der Betrachtung.)

Das Spiel ist der Fernsehsendung nachempfunden – genauer: es versucht die Fernsehsendung zu kopieren. Es gibt die Fragen, von 100 bis 1.000.000 Mark. Es gibt auch Joker. Der 50 zu 50-Joker wird wie im TV-Original gespielt, das Saalpublikum ist die spärliche Zahl der MitspielerInnen und ein Telefon hat man zu Hause. Und wenn man sich nicht traut, jemanden anzurufen, kann man einfach eine MitspielerIn um Hilfe rufen. Hinzu kommen noch Kunststoff-„Module“, die das Aussehen der RTL-Bildschirmoptik in die Spielschachtel zaubern sollen. Das ist so überflüssig, dass man besser gleich zum gleichnamigen Buch greifen sollte.

Spielerische Elemente – Taktik und Glück – gibt es bei diesem Titel kaum. Man kann sie beim Einsatz der Joker gerade noch erahnen. Doch ansonsten: Entweder ich weiß die Antwort, oder ich weiß sie nicht. Dann habe ich immer noch die Eins-zu-vier-Chance, richtig zu raten. Den Nervenkitzel, den Jauch durch die ausgelobten Geldsummen herstellt, kann leider kein Spielgeld simulieren.

„Kein Spiel, aber unterhaltsam“, überschreibt Michael Knopf seine Rezension in der spielbox. Denn die Spannung liege in der Neugier, ob ich die nächste Antwort weiß oder ob mein Nachbar mehr weiß. „Das ist das Wesen solcher Spiele, die keine Spiele sind, und es ist das Wesen selbst dieses seltsamen Versuchs, eine Fernsehsendung ohne Fernseher ablaufen zu lassen. Daher kommt auch hartnäckig immer wieder der Spaß, sofern man vernachlässigt, dass man ja eigentlich spielen wollte.“

In großen, lustigen Runden haben Quiz- und Kommunikationsspiele zweifelsohne ihre Berechtigung und sollten in keiner Spielesammlung fehlen. Zeitgleich mit Wer wird Millionär sind drei bemerkenswerte Titel mit Neuauflagen beziehungsweise Ergänzungen erschienen, denen mehr Beachtung zu wünschen ist. 20 Questions ist ein neu aufgelegtes Ratespiel, dass bereits vor zehn Jahren auf der Spiel des Jahres-Auswahlliste stand. Anno Domini ist ein erstklassiger Titel mit regelmäßigen thematischen Ergänzungen, bei dem historische Ereignisse in den richtigen zeitlichen Ablauf zu bringen sind. Und der Kommunikationsspiel-Klassiker Tabu ist in einer interessanten vierten Auflage erschienen.

© games we play 2001 - Harald Schrapers