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Abrakadabrien

5 von 6Das magische Kartenspiel

von Marc-Uwe Kling

Kosmos (Redaktion: Vincent Gatzsch)

Illustration: Johannes Lott

ca. 23 €

2 bis 6 SpielerInnen (besser: 3 bis 6)

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

Jahrgang 2023

Drei mal drei Karten liegen vor mir. Noch sind sie verdeckt, jedenfalls so halb verdeckt. Denn die Farbe der Karten ist auch auf der Rückseite zu erkennen, außer bei ein paar Schatzkarten (die 2 statt nur 1 Siegpunkt bedeuten). Erst wenn ich eine Karte umdrehe, sehe ich deren Ziffer. Drei Aktionsmöglichkeiten gibt es: mit einer Handkarte austauschen, aufdecken und Plätze tauschen. So schaffe ich es, drei gelbe Turm-Karten in aufsteigender Zahlenreihenfolge von unten nach oben zu sortieren. Diese drei Karten gewinne ich und ersetze sie durch drei Karten des Nachziehstapels.

Ähnlich läuft es beim Fluss – blaue Karten –, der von links nach rechts sortiert liegen muss. Bei den grünen Wald-Karten, die im Quadrat liegen müssen, und den roten Wächter-Karten, die ich in die Ecken lege, muss jede eine andere Ziffer haben. Hier ist die Reihenfolge egal.

In Abrakadrabrien spielen alle zeitgleich, weil es einen besonderen Drafting-Mechanismus gibt. Wir haben immer nur zwei Handkarten, die wir nach unserer Aktion an die linke Nachbarin weitergeben. So läuft dieses Spiel, nur von gelegentlichen Wertungspausen unterbrochen, mit beachtlicher Geschwindigkeit. Gleichzeitig gibt uns das stetige Herumreichen der Karten wichtige Informationen. Wenn ich weiß, dass keine grünen Karten im Umlauf sind, ist eine Waldwertung momentan eher aussichtslos. Aber soll ich meine drei bereits perfekt liegenden grünen Karten deshalb zugunsten eines Flusses aufgeben? Oder soll ich hoffen, dass insbesondere nach einer Wertung schnell neue Karten in Umlauf kommen und ich den ersehnten vierten Wald erhalte?

Das Spielprinzip mit den zunächst verdeckten Karten ist nicht neu und nicht originell, kann aber durch eine besondere spielerische Dynamik überzeugen. Zusammen mit den gut durchdachten Erweiterungen, die das Spiel aufwerten, ist dieses Abrakadabrien ein rundum gelungenes Spiel.

Autor ist Marc-Uwe Kling, der die Känguru-Chroniken geschaffen hat und damit ziemlich berühmt wurde. Die meisten seiner Spiele haben etwas mit den Figuren aus seinen Büchern zu tun. Zuletzt ist das antifaschistische Känguru-Spiel Voll auf die 18 erschienen – ein beeindruckendes Projekt, dessen Einnahmen an antirassistische Organisationen fließen. Abrakadabrien ist hingegen ein Spiel ohne thematischen Bezug zu Kängurus oder Neinhörnern. Damit beweist Marc-Uwe Kling, dass er auch das Metier des zweckfreien Spiels beherrscht.

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