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Die Alchemisten

nettvon Matúš Kotry

CGE / Heidelberger Spieleverlag (Redaktion: Marco Reinartz)

ca. 40 €

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeitschwierig (ab ca. 14 Jahre)

2015

Die Alchemisten ist ein Worker-Placement-Spiel, bei der eine Art Logik-Aufgabe zu lösen ist: Welches alchemistische Element, gebildet aus drei Teilchen, befindet sich in den magischen Zutaten? Um das herauszufinden, nehme ich mir beispielsweise die Zutatenkarte Kröte und die Zutatenkarte Wurzel  und braue daraus eine Trank. Den gibt ich entweder einem Studenten zu trinken oder wage einen Selbstversuch. Welche Farbe das entstehende Gebräu hat und ob es positiv oder negativ geladen ist, verrät die Handy-App. Aus der Antwort – Heiltrank rot plus – ziehe ich Rückschlüsse auf die Teilchen in den beiden Spielkarten. In einer der Karten befindet sich ein großes positives rotes Teilchen, das sich mit einem entsprechenden kleinen in der anderen Zutat verbunden hat. Ich gehe jetzt deduktiv vor: Elemente, in denen das rote Teilchen negativ ist, kann ich ausschließen und notieren das in einer Tabelle.

Nicht so gut wäre es gewesen, wenn der rote Trank negativ geladen wäre, das ist nämlich Gift. Nach so einem Erlebnis schluckt der Student die nachfolgenden Gebräue nur noch gegen Gold. Beim Selbstversuch mit dem Gift landet einer meiner sechs Arbeitereinsetzsteinchen für eine Runde im Krankenhaus. Neue Zutatenkärtchen ziehen, diese in Gold verwandeln, Tränke an Abenteurer verkaufen und wertvolle Artefakte erwerben: das sind die anderen zu wählenden Aktionen. Und natürlich das Publizieren, die Krönung des Wissenschaftsbetriebes. Wenn ich ungefähr weiß, welches Element in der Kröte steckt, gebe ich das mit meinem Sigel bekannt und zahle ein Gold für den Verleger der Publikation. Dabei kann ich auch ein Siegel verwenden, das verdeckt andeutet, dass ich mir bei einer bestimmten Farbe des Elements nicht sicher bin. Das schützt mich vor negativen Folgen, wenn ein Gegner meine Theorie mit Hilfe der App widerlegen kann.

Grundsätzlich könne man die App auch durch einen Moderator ersetzten, betont die Spielanleitung. Allerdings dürfe es schwer fallen, jemanden zu finden, der mit Hilfe einer Art Tabelle die Brauergebnisse errechnet. Denn mitspielen darf er nicht und zu moderieren gibt es nichts, und das Spiel dauert in voller Besetzung auch schon mal gute drei Stunden. Die App arbeitet eh völlig reibungslos und unaufdringlich. Erstaunlich ist, dass in der mittlerweile vergriffenen Erstauflage etwas anderes nicht funktioniert hat: Die Marker, mit denen in einer Ergebnispyramide die Brauerfolge festgehalten werden sollen, sind zu groß.

Die Alchemisten kombiniert einen aufwändigen Spielablauf mit reichlich Denksport, satirische Spitzen gegen den Universitätsbetrieb und einer perfekt passenden App. Eine gute Redaktion hätte das Ganze auf diesen Kern eingedampft. Leider sind die vielen tollen Ideen aber in eine komplexe und ewig dauernde Worker-Placement-Rahmenhandlung eingebaut, die das Spielerlebnis über alle Maßen verwässert.

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