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Cloud Age

5 von 6 Punktenvon Alexander Pfister und Arno Steinwender

Nanox Games / DLP Games (Redaktion: Timo Jokic)

Illustration: Christian Opperer

ca. 50 €

1 bis 4 SpielerInnen (besser: 2 bis 4)

Schwierigkeit mittel (ab ca. 12 Jahre)

Jahrgang 2021

Es ist gut, dass Spielkarten normalerweise nicht aus Plastik sind. Deshalb umhülle ich sie auch nicht nachträglich mit Plastik („sleeven“), weil dies eine überflüssige Rohstoffverschwendung wäre. Bei CloudAge geht es aber nicht ohne zu „sleeven“: Glücklicherweise kommen aber mehrere Karten in je eine Hülle, auf die ich zuvor mit etwas Mühe einen Wolkenaufkleber aufgebracht habe. Diese Aufkleber ist wichtig. Denn ich soll von der jeweils oben befindliche Spielkarte nur einen Teil des darauf abgebildeten Stadtteils sehen. Drei „gesleevte“ Karten stehen jeweils zur Wahl, und ich muss mich entscheiden, wo es meinen Wunschrohstoff – etwa Wasser und Metall – mit größerer Wahrscheinlichkeit in großer Menge gibt. Das ist ein sehr schönes Spielelement, weil hier Zufall und Taktik effektvoll auf den Punkt gebracht werden.

Normalerweise würde ich an dieser Stelle fragen, warum CloudAge diese teilverdeckten Spielkarten nicht in das Zentrum des Spiels stellt. Stattdessen müssen sie als eines von vielen Spielelementen neben anderen bestehen. Da aber die Gesamtkomposition des Spiels uneingeschränkt funktioniert und spielerisch überzeugt, nehme ich meine Frage zurück.

In der Tischmitte befindet sich ein recht kleiner Spielplan, der eine apokalyptische Landschaft darstellt. Unsere Spielfiguren sind Luftschiffe, die nun von Stadt zu Stadt über den Plan fahren. Rebellen hatten die Ölquellen angezündet, was zu einer langanhaltenden Umweltkatastrophe führte, die die kaum durchdringlichen Dreckswolken über den Städten erklärt. Auf der Suche nach Ressourcen bekämpfen wir die verbliebenen Rebellengruppen. Die gewonnenen Rohstoffe investieren wir in die Reichweite beziehungsweise Feuerkraft des Zeppelins oder in Projektkarten, die dauerhafte Hilfe und Siegpunkte einbringen. Ergänzt wird das durch individuelle Kartenstapel, die wir mittels „Deckbuilding“ optimieren möchten.

Das sind alles in allem recht viele Regelelemente, die sich aber thematisch gut erklären und stimmig ineinandergreifen. Zwar gibt es wenig echte Interaktion, aber wegen des oft zeitgleichen Abhandeln vieler Spielschritte – was vor ausufernder Downtime bewahrt – durchaus ein Gefühl des gemeinsam Spielens.

Schwachpunkt des Spiels ist jedoch die Anleitung, die sich dahingehend verheddert, dass es unterschiedliche Varanten des Spiels gibt: drei so genannte Kapitel und sieben Kampagnenszenarios. Hier hätte sich die Anleitung auf das Kapitel 1 konzentrieren müsse – doch leider geschieht das nicht ausreichend, und auch das Spielmaterial ist nicht vollständig für das Einstiegskapitel optimiert. Selbst wenn man die Regel verstanden hat, wird einem im Kapitel 1 suggeriert, unter Normalniveau zu operieren. Was aber nicht stimmt: CloudAge ist bereits in der ersten Partie ein überzeugendes Spiel, das für ein außergewöhnlich abwechslungsreiches Erlebnis sorgt, ohne es mit Komplexität zu übertreiben.

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