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Faraway

5 von 6von Johannes Goupy und Corentin Lebrat

Kosmos (Redaktion: Clément Milker, Wolfgang Lüdtke, Lizenz: Blackrock Games/CatchUp Games)

Illustration: Maxime Morin

Hergestellt in China

ca. 20 €

2 bis 6 SpielerInnen

Schwierigkeit ◼◼◻◻

Jahrgang 2025

Kosmos hat sich ein paar Monate Zeit gelassen, bis es die deutschsprachige Version dieses französischen Spiels auf den Markt brachte. Offenbar vertraute der schwäbische Verlag darauf, dass die errungenen Lorbeeren nicht so schnell verwelken: Faraway hatte nämlich in Cannes den renommierten As d’Or – Jeu de l’Année 2024 als bestes Kennerspiel gewonnen.

Eine verdiente Auszeichnung – aber ist es überhaupt ein Kennerspiel? Wer es von hinten nach vorn erklärt, braucht keine fünf Minuten, denn das Regelwerk dieses Kartenspiels ist ziemlich schlank. Wer das Spiel hingegen von vorne nach hinten präsentiert, erzeugt Fragezeichen und braucht mindestens doppelt so lange.

Pro Runde legen wir alle zeitgleich eine Karte offen auf den Tisch. Nach acht Runden ist Schluss und es kommt zum Moment der Überraschung: Alle Karten werden verdeckt. Nun wird rückwärts ausgewertet. Das hier zu erklären, führt zu nicht. Man muss es gesehen und gespürt haben, wie in dieser Phase beispielsweise die Region Nummer 50 wirkungslos verpufft. Diese 50 hätte vier Siegpunkte pro grüner Karte generiert – unter der Voraussetzung, dass ich Karten sichtbar ausliegen haben, auf denen zwei Diestel-Symbole zu sehen sind.

In der ersten Partie ist es tatsächlich noch eine Überraschung, dass die scheinbar gut zusammenpassenden Karten dann doch nicht funktionieren. Bei routinierteren Faraway-Spielenden mischt sich ein gewisser Fatalismus in die Betrachtung – weil sie schon vor dem Ende erkennen, dass der Plan nicht aufgeht. Deswegen wird das Spiel auch nicht Jedermanns Liebling. Wenn man die ganze Zeit fiebert, dass endlich die eine Distel auftaucht, auf die man das ganze Siegpunktkonstrukt aufbaut … und es kommt keine Distel. Und das, obwohl man taktisch klug die Regionen-Karten in aufsteigenden Ziffernfolgen ausgespielt hat, um zusätzlich kleine Heiligtum-Kärtchen mit dem hoffentlich passenden Symbol zu erhalten.

Welche Konsequenzen man aus solchen Frustmomenten zieht, ist unabhängig davon, ob man nur gelegentlich mal spielt oder eine regelmäßige Kennerspielerin ist. Die meisten Leute reagieren damit, es noch einmal zu versuchen, und anschließend noch mal. Denn eine Partie dauert nun selten länger als 20 oder 25 Minuten. Eines ist unbestreitbar: Spannend ist so eine Partie immer.

Rating: 8/10 ⚄ ⇑

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