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Flip7

5 von 6Das beste Kartenspiel aller Zeiten

von Eric Olsen

Kosmos / The Op Games (Redaktion: Donia Faiz, Wolfgang Lüdtke, Lizenz: Blackrock Games/CatchUp Games)

Illustration: O’Neil Mabile

Hergestellt in China

ca. 15 €

3 bis 18 SpielerInnen (besser: 4 bis 10)

Schwierigkeit ◼◻◻◻

Jahrgang 2025

Es ist das Überraschungsspiel des Jahrgangs: Allen gefällt es, und keiner weiß warum. Womöglich liegt es ein wenig daran, wie Black Jack in Filmen zelebriert wird. Am meisten Spaß macht es folglich bei Flip7, wenn wir selbst der Kartengeber sind, und wir uns für eine Runde wie ein Croupier fühlen dürfen. Dieser verteilt reihum je eine offene Karte. Ab der zweiten Verteilrunde fragt er die Mitspielenden einzeln, ob sie das Risko eingehen möchten, eine weitere Karte zu nehmen. Überkauft ist man nicht, wenn man 21 Punkte überschreitet. Sondern wenn man eine Zahl doppelt vor sich liegen hat. Besonders groß ist das Risiko bei den hohen Kartenwerten: Die 12 ist zwölfmal im Stapel, die 1 nur einmal.

Für Abwechslung sorgen nur die Aktionskarten, mit denen man einen Spielenden „einfrieren“ kann, drei Karten auf einen Schlag erhält oder die „Second Chance“. Die ist besonders beliebt, weil man dann die erste doppelte Karte ignorieren darf.

Flip7 ist ein Spiel, an dem man sehr viel kritisieren kann, selbst bei Äußerlichkeiten. Die Schachtel ist zu groß, die Karten können darin hin und her rutschen, was für die eh schlechte Kartenqualität gar nicht gut ist. Die Grafik der Kartenvorderseiten ist funktional, die Rückseiten sehen total billig aus.

Und der Spielablauf: Er ist ungerecht und unausgewogen. Gefühlt extrem oft passiert es, dass die zweite Karte identisch mit der ersten ist. Und man ist raus. Oder man ist mit der dritten Karte raus, obwohl man nur niedrige Zahlenwerte hatte. Und die Mitspielerin: Läuft locker durch und schafft ein Flip7. Sobald man sieben unterschiedliche Zahlen auf dem Tisch hat – was selten vorkommt –, ist die Runde automatisch beendet und es gibt 15 Extrapunkte. Da ist der Punkteabstand auf dem Zettel schon so groß, dass man die Partie eigentlich beenden könnte. Denn das holt man kaum noch auf. Die Führende kann nun sogar betont defensiv spielen, 20 Punkte pro Runde reichen ihr. Mal fallen ihr per „Second Chance“ auch 40 vor die Füße. Bei anderen läuft es schlecht, und sie müssen jetzt auch höhere Risiken eingehen, um irgendwie aufzuschließen. Klappt aber nicht.

Fakt ist: Der Abstand zwischen den in einer Runde erreichten Punkten ist viel zu groß. Und der eigentlich notwendige Mechanismus, der es ermöglicht, die Führende auf dem Weg zu den 200 Punkten aufzuholen, fehlt komplett. Objektiv ist das kein gutes Spiel.

Subjektiv macht es aber allen, die am Tisch sitzen, Spaß, insbesondere in großen Gruppen (die auf der Schachtel angegebenen 18 Personen erscheinen mir aber übertrieben, weil sie dann außerhalb der Reichweite des Kartengebers sitzen). Warum das so ist, ist nicht so leicht zu ergründen. Vielleicht fallen einem Niederlagen leichter, wenn einem das Gefühl gegeben wird, es läge ausschließlich an der gnadenlosen Ungerechtigkeit des Spiels? Oder glauben wir einfach nur das, was als Untertitel eh schon auf der Schachtel steht?

Rating: 7/10 ⚄ ⇗

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