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Heat

4 von 6von Asger Harding Granerud und Daniel Skjold Petersen

Days of Wonder (Vertrieb: Asmodee)

Illustration: Vincent Dutrait

ca. 75 €

2 bis 6 SpielerInnen

Schwierigkeit ◼◼◻◻

Jahrgang 2024

Immer im Kreis fahren – kann das erstrebenswert sein? Formel-1-Fan mögen das, obwohl sie nur zuschauen. Bei Heat haben wir immerhin die Chance, selbst am Steuer zu sitzen.

Als Pilot unseres Autos bewegen wir uns immer am Rande des technisch Möglichen – deshalb brauche wir technisches Interesse an der Mechanik, die die Formel-1-Boliden antreibt. Der Mechanismus heißt Deckbuilding – und zwar in einer erfrischend komprimiert Variante. Ein Reiz beim Deckbuilding im Allgemeinen ist es, zu verhindern, dass der Kartenstapel zu „langsam“ wird, weil die unbrauchbaren Karten zu oft gezogen werden. Ich hoffe also auf die Möglichkeit, diese Karten abzuwerfen, um das Deck zu verschlanken. Und genau darauf konzentriert sich Heat. Wie gehe ich mit der Hitze um, unter der das Auto ätzt, wenn ich rücksichtlos schnell durch die Kurven rase?

Beim Start enthält mein Deck erstmal fast nur gute Karten. Zwischen meinem Nachziehstapel, von dem ich immer auf sieben Karten nachziehe, und dem Ablagestapel liegen die bedrohlichen Hitze-Karten. Schon die erst Aktion erfordert die Entscheidung: Schalte ich vom ersten in den zweiten Gang? Dann ist alles gut und ich darf zwei Spielkarten ausspielen, die mein Auto so viele Felder nach vorn rücken lässt, wie es dem Kartenwert entspricht. Wenn ich aber direkt in den dritten Gang schalte, führt dies zu einer deutlichen Erhitzung meines Motors. Ich muss deswegen eine der nervigen Hitze-Karten in mein Deck hineinnehmen.

Ein bisschen Hitze macht nichts, der Motor hält das aus. Man kann sogar sämtliche Hitzekarten in den Spielstapel übergehen lassen – doch dann sollte man besser mal runterschalten, um den Motor abzukühlen. Auch wer hinten im Feld fährt, darf eine Hitzekarte wieder zurücklegen.

Jede Kurve hat eine Höchstgeschwindigkeit. Wer diese überschreitet, überansprucht die Technik. Trotzdem wird man dies dann und wann tun, um sich nicht abhängen zu lassen. Denn das Feld der Rennfahrenden trennt sich schnell in diejenigen, die die Kurve schon geschafft haben, und diejenigen, die dies noch vor sich haben.

Günstig ist es, im Pulk mit anderen Boliden mitzufahren und möglichst oft den Windschatten mitzunehmen. Dann gibt es zwei Schritte extra, die – ganz wichtig – nicht auf die erlaubte Kurvenhöchstgeschwindigkeit angerechnet werden. Damit es bei wenigen Mitspielenden schön eng auf dem Spielbrett zugeht, gibt es so genannte „Legenden“ – Autos, die durch Karten automatisch gesteuert werden. So kann man tolle Rennen auch dann fahren, wenn nur zwei Leute am Tisch sitzen.

Vier Rennstrecken auf großen Spielplänen und schön gestaltete kleine Rennautos: Die Ausstattung ist opulent, kann aber die Riesenschachtel und das große Plastikinlay nicht annähernd füllen. Das ist ärgerlich.

Die Kombination aus Deckbuildung und Brettspiel ist nicht einmalig, bei El Dorado ist sie schon einmal nahezu perfekt umgesetzt worden. Heat setzt hier mit dem vorsätzlich verlangsamten Deck einen spannenden Akzent, der manchmal für ziemlich spektakuläre Kurvenfahrten sorgt. Aber ich habe auch schon Situationen erlebt, die ein wenig langatmig wirkten, und ich mir gewünscht hätte, dass das Rennen auch schon zwei Züge früher zu Ende gewesen wäre.

Rating: 7/10 ⚃ ⇗ (» mehr Infos zum Rating)

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