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Reiner Knizia

Reiner Knizia konnte am Vorabend der Internationalen Spieltage in der Messe Essen den "Deutschen Spiele Preis 2003" in Empfang nehmen. Zusammen mit dem Hans im Glück-Verlagschef Bernd Brunnhofer wurde er für sein "Amun Re" ausgezeichnet (Foto: Knizia und Brunnhofer). Alle Spiele der Top 10 und des "Kinderspiele Preis"-Siegers "Schloss Schlotterstein" bekamen vom veranstaltenden Friedhelm Merz Verlag im Rahmen einer Galaveranstaltung ihre Auszeichnungen überreicht. Außerdem bekam Ernst Pohle, Vorsitzender der Branchenvereinigung "Fachgruppe Spiel", einen Sonderpreis.

Das Ägypten-Spiel "Amun-Re" ist in der Spiele-Szene wegen seine ausgetüftelten Komplexität bekannt, die als typisch für den promovierten Mathematiker Knizia gilt. Dieser wehrt sich gegen solche "Schubladen" und findet Unterstützung bei Bernd Brunnhofer: "Es gibt Reiner-Spiele und es gibt Knizia-Spiele". "Amun-Re" sei zwar ein "Knizia-Spiel", aber es gebe auch andere Spiele – eben die "Reiner-Spiele". Knizia ergänzte: "Ich schließe mich auf keinem Fall dem Motto an, 'je komplizierte desto besser'." Er erzählte von seinem neuesten Projekt "King Arthur", das durch die Integration von "elektronischer Intelligenz" einen besonders leichten Einstieg biete.

"King Arthur": die Revolution auf dem Brettspielmarkt?

"King Arthur", erschienen bei Ravensburger, wurde wenige Stunden zuvor auf einer Pressekonferenz auf Schloss Hugenpoet am Südrand des Ruhrgebietes vorgestellt. Wer keine Angst vor der Elektronik in seiner Waschmaschine habe, brauche auch keine Angst vor der Elektronik in einem Brettspiel haben, so Reiner Knizia (siehe Foto). Er zeigte sich überzeugt, dass die "Integration der Elektronik in unser Brettspiel" zeitgemäß sei. Etwa 3000 Stunden "Arbeit oder Vergügen" habe er in "King Arthur" investiert. Ravensburger habe dann die ebenso zeitintensive Aufgabe gehabt, aus seinem "wackeligen" Prototypen etwas "robustes" zu machen.

"King Arthur", das etwas 50 Euro kostet, lässt sich anfassen wie ein normales Brettspiel. Der Computerchip übernimmt die Aufgabe, quasi vorzulesen, was auf den einzelnen Felder jeweils passiert. Und das ist nicht wenig: 200 Seiten habe sein Regelheft umfasst, verrät Knizia. Gleichzeitig ist der Computerchip eine Art Zufallsgenerator. "Es gibt eine logische Entwicklung im Spiel, trotzdem ist jedes Spiel anders."

Die einmalige Innovation von "King Arthur" besteht darin, dass der Computerchip weiß, wo die Figuren der Spieler stehen. Dies erkennt er dadurch, dass der Spielplan mit einer elektronisch leitfähigen Farbe bedruckt ist. Wenn ich meine Spielfigur mit der einen Hand auf das Spielbrett setze und mit der anderen Hand einen Knopf drücke, dann sorge ich für eine elektrische Verbindung, die der Elektronik sagt, wo ich bin und was ich will. Ich kann dort etwas entdecken, Freundschaft schließen, kämpfen, fliehen, die Situation einfach ignorieren oder Spielkarten abgeben. Tatsächlich: Karten gibt es auch. Ziel des Spiels ist es eine Lanze, eine Rüstung beziehungsweise ein Pferd in der Form von Pappplättchen zu bekommen. Wenn ich die habe und ausreichend Ruhmespunkte gesammelt habe, habe ich gewonnen. Ruhmespunkte weist mir das Elektronengehirn zu, wenn ich mich bei den einzelnen Ereignissen möglichst "ritterlich" verhalte. Wobei die Elektronik sogar ein Gedächtnis hat: Wenn ich einmal einem Burgfräulein die Hilfe verweigere, kann mir das auch später noch nachgetragen werden.

Eine erste Testrunde hat gezeigt, dass das Spiel mit seiner recht komplexen Technik tatsächlich funktioniert und viel Spaß macht. Wobei nicht verschwiegen werden kann, dass die Computerstimme manchmal auch stumm bleibt, weil der elektrische Impuls offensichtlich nicht übertragen wird. Allzu trocken Hände seien dabei ein Hindernis, erklärt Ravensburger das Problem, welches sich in unserer Runde als überwindbar erwies.

Zwei Jahre Patentschutz besitzt Ravensburger für die technische Innovation des Spiels. Diese Zeit soll genutzt werden. Knizia arbeitet bereits an Nachfolgespielen, die auf der gleichen Technik beruhen.

© games we play 2003 - Autor: Harald Schrapers


Stand: 22.10.03