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Legends

schön: 5 Punktevon Knut Happel und Christian Fiore

Ravensburger (Redaktion: André Maack)

ca. 39 €

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

2016

In 75 Wochen zu den acht sagenumwobensten Orten der Welt reisen – das hört sich nach einer ähnlichen Geschichte wie In 80 Tagen um die Welt an. Zumal es in einem englischen Club losgeht, deren Mitglieder für ihren Spleen bekannt sind.

Doch leider verspricht die Präambel mehr, als die thematische Umsetzung halten kann. Man reist nämlich, um Bücher (Reisetagebücher) an verschiedenen Orten abzulegen. Das eigene Buch wetteifert mit den gegnerischen Tagebüchern um eine Rangordnung, was bei den Zwischenwertungen für unterschiedlich viele Siegpunkte sorgt. Wobei man noch nicht mal klar erkennen kann, wo man sich auf der Weltkarte überhaupt befindet, weil diese viel zu blass gezeichnet ist.

Ich bin bereit, bei dieser hanebüchenen Thematik beide Augen zuzudrücken, wenn das Spiel als solches überzeugen kann. Und das tut es tatsächlich. Denn um den Spielplan läuft keine Siegpunktleiste (die ist auf einen Extrabrett ausgelagert), sondern eine ziemlich faszinierende Zeitleiste. Jede Bewegung auf der Weltkarte ist mit Zeit abzugelten, genauso wie das Kartenziehen und Kartenausspielen. „Zeitleiste? Kenne ich schon“, mag manch einer sagen, der sich noch an Jenseits von Theben erinnern kennen. Das war ein wirklich gutes Spiel. Es ist eine gute Idee, nach neun Jahren auf diese Grundidee noch mal zurückzugreifen.

Es ist immer der Spieler an der Reihe, der bisher am wenigsten Zeit verbraucht hat. Bei Legends gibt es drei Zwischenwertungen und eine Schlusswertung. Die werden ausgelöst, wenn die Felder auf der Zeitleiste erreicht werden, auf denen die goldgelbe und eine silberne Sanduhr stehen. Den genauen Zeitpunkt entscheidet der langsamste Spieler, er die Chance hat, taktisch klug noch einiges vor der Wertung zu erledigen. Der schnellste – oder mit der Zeit verschwenderisch umgehende – Spieler gewinnt die goldgelbe Uhr, die er auf einen Ort stellt, der unbedingt gewertet wird.

Legends ist ein Glücksspiel, sehr oft jedenfalls. Welche Orte überhaupt in die Wertung kommen, entscheidet ein Kartenstapel. Der liegt an einem speziellen Ort, und wird von den Spielern gefüttert. Die Karten werden gemischt und nach und nach aufgedeckt, was sehr spannend ist. Wenn die Farben von fünf Orten auf dem Tisch liegen ist Schluss. Die anderen Orte, wo die Bücher auf ihre Siegpunkte warten, müssen auf die nächste Wertung hoffen.

Die Bewegung auf der Weltkarte, Karten fürs Bücherplatzieren ausgeben, in die Wertung investieren (oder darauf hoffen, dass die Mitspieler dies tun) – bei Legends passt alles wunderbar zusammen. Manchmal kann man wegen des großen Zufallsfaktors verzweifeln, der unterhaltsame Ablauf macht das aber wett.

© · games we play 2016


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