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Löwenherz

Deutscher Spiele PreisDer König kehrt zurück

von Klaus Teuber

Kosmos (Redaktion: TM, Lizenz: Catan)

ca. 25 €

– nicht mehr lieferbar –

super: 6 Punkte games we play Tip: Das TOPspiel bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeit mittel (ab ca. 12 Jahre)

Verpackung +-

überarbeitete Neuauflage 2003

Deutscher Spiele Preis 1997

Auswahlliste Spiel des Jahres 1997

5. Platz Deutscher Spiele Preis 2003

Das 1997 erschienene alte Löwenherz gilt als eines des besten Brettspiele überhaupt. Jetzt ist eine Neuauflage herausgekommen, die einen gestrafften Spielablauf mit einem einfacheren Zugang bietet. Seinen Reiz als strategisch anspruchsvolles und gleichzeitig unterhaltsames Spiel hat Löwenherz dabei nicht verloren.

In der Tat: es gab einmal die Idee, Löwenherz als dritten Teil einer Siedler von Catan-Trilogie vermarkten: Im ersten Teil, Entdecker, geht es ums Entdecken der Insel durch Seefahrer, im zweiten Teil, den Siedlern, geht es um das Besiedeln, und im dritten Teil geht es jetzt darum, mit der Hilfe von Burgen und Rittern das eigene Gebiet zu sichern und möglichst zu erweitern. Letztlich ist aus der Trilogie-Idee nichts geworden, was auch daran lag, dass die Siedler bei Kosmos erschienen waren und die beiden anderen Titel im Goldsieber-Verlag. Bei Kosmos wurden die Spielideen der Seefahrer und der Ritter anschließend mittels zweier Erweiterungssätzen in die Siedler von Catan integriert.

Jetzt ist die Goldsieber-Lizenz für Löwenherz ausgelaufen, genauso wie vor zwei Jahren die Entdecker-Lizenz. Klaus Teuber, der mittlerweile exklusiv für Kosmos arbeitet, hat dies als Chance für eine Überarbeitung seiner Spiele genutzt. Vor zwei Jahren machte er aus dem recht einfachen Entdecker einen abendfüllendes Brettspiel mit deutlich verlängerter Spielzeit. Bei Löwenherz ging Teuber den umgekehrten Weg: Er „entschlackte“ es, und die Spieldauer, die früher bis zu zwei Stunden betrug, ist nahezu halbiert.

Die damalige lange Spieldauer war eine Folge von Auktionssrunden, bei der die SpielerInnen ihre verschiedenen Aktionsmöglichkeiten zunächst ersteigern mussten. Diese Versteigerungsrunden entfallen im neuen Löwenherz: Der König kehrt zurück. Jetzt zieht man die Aktions-Karten von einem Stapel, was deutlich fixer geht, gleichzeitig aber auch den Glückfaktor erhöht.

Folgende Aktionsmöglichkeiten bieten die Karten:

– Es können Grenzen auf das Spielbrett gesetzt werden. Mit diesen Grenzmarkierungen wird versucht, eine der drei eigenen Burgen – die vor Spielbeginn auf das Brett gesetzt werden – vollständig zu umgeben. Wenn dies gelingt, gibt es für die darin befindlichen Wälder und Ortschaften wertvolle Machtpunkte, die am Ende die SiegerIn bestimmen.

– Wenn eine Burg komplett von Grenzen umschlossen ist, kann dieses Gebiet erweitert werden. Besonders interessant ist es, das eigene Areal in das Gebiet einer GegnerIn hinein zu vergrößern. Dann verliert diese MitspielerIn zu meinen Gunsten Machtpunkte, wenn Wälder beziehungsweise Orte betroffen sind.

– Es können Ritter neben eine eigene Burg gesetzt werden. Diese Ritter sind entscheidend, wenn ein Gebiet zu Lasten das Nachbargebietes vergrößert werden soll. Dies gelingt nämlich nur dann, wenn in dem einen Gebiet mehr Ritter stationiert sind als im anderen.

– Mittels einer entsprechenden Karte kann ein Ritter aus dem Nachbargebiet ins eigene überlaufen.

– Es kann zwischen zwei Gebieten ein „Bündnis“ geschlossen werden, womit an dieser Stelle keinerlei Grenzverschiebungen mehr möglich sind. Wobei dieser „Friedensvertrag“ einseitig geschlossen wird – die NachbarIn wird nämlich gar nicht um sein Einverständnis gebeten.

Eine wichtige Rolle spielen die Rohstoff-Minen. Wer sie in seinem Gebiet hat, bekommt in jeder Runde neues Geld. Das ist wichtig, denn für die Aktionen brauche ich nicht nur die passende Karte, sondern muss auch bezahlen können. Wenn ich kein Geld habe, bin ich gezwungen, meine Aktionskarten am „Machtmarkt“ zu verkaufen. Dort können diese Karten später – statt vom verdeckten Stapel – nachgezogen werden.

Insgesamt spielte sich das alte Löwenherz früher deutlich aggressiver und stressiger. „Am Ende hatten viele nicht nur feuchte Hände, sondern waren fix und fertig, richtig geschafft“, schrieb Edwin Ruschitzka in der spielbox. „Die Konsequenz: So schnell wurde das Spiel nicht mehr ausgepackt.“ Dieses Schicksal soll das neue Löwenherz nicht mehr ereilen.

Sicherlich: das alte Löwenherz war ein nahezu perfektes Spiel. Aber was soll es. Denn das neue Löwenherz steht in Perfektion, Spannung und Unterhaltsamkeit dem alten nicht nach – egal ob zwei, drei oder vier Leute mitspielen.

Wer das alte Spiel nicht kennt, wird eh nichts vermissen. Zumal das aktuelle Löwenherz einen entscheidenden Vorteil hat: Es wird vermutlich wesentlich häufiger auf den Tisch kommen.

© games we play - niederrhein magazin 1997-2008 - Autor: Harald Schrapers