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Neom

5 von 6 PunktenErbaue die Stadt der Zukunft

von Paul Sottosanti

Lookout Spiele (Redaktion: Grzegorz Kobiela, Vertrieb: ASS)

Illustration: Christian Opperer

ca. 40 €

2 bis 5 SpielerInnen (am besten: 3 bis 5)

Schwierigkeit einfach (ab ca. 10 Jahre)

Jahrgang 2019

Spielerisch schließt Neom nahtlos an 7 Wonders an. Gezielt greift die Neuerscheinung alle Elemente des Vorbilds heraus, die einen Beitrag zum reibungslosen Spielablauf leisten.

Fünf mal fünf Felder ist das Tableau groß, auf dem meine Stadt entsteht. Acht Plättchen bekommt jeder Spieler. Eines wählt er aus, baut dieses in seine Stadt ein und gibt die anderen Plättchen nach links weiter. Das passiert so oft, bis alle je siebenmal gebaut haben. Das achte kommt aus dem Spiel. Viele der in der Stadt platzierten Abbaugebiete oder Gebäudeplättchen produzieren Geld, einen Rohstoff oder ein Handelsgut. Das wird benötigt, um weitere Gebäude zu bauen.
Die 7-Wonders-Anleihen gehen soweit, dass wir auch bei Neom drei Zeitabschnitte á sieben entsprechend zugeordnete Plättchen durchspielen. Dadurch entstehet eine gewisse Dramaturgie, weil Dinge aufeinander aufbauen. Das ebenfalls an 7 Wonders erinnernde Paper Tales hatte darauf verzichtet und lässt alle Karten in völlig zufälliger Reihenfolge ins Spiel kommen. Das war nicht wirklich gut. Neom gefällt mir besser, weil es hinter dem Vorbild nicht zurückbleibt, und es punktuell sogar überholt. Bei dem großartigen 7 Wonders sammele ich Spielkarten in meiner Auslage, was eine vergleichsweise abstrakte Übung ist. Bei Neom habe ich eine greifbare Aufgabe, ich muss nämlich eine Stadt errichten.

Neom ist im wirklichen Leben ein Projekt des schlecht beleumundeten saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, das angrenzend an Jordanien und das Rote Meer entstehen soll. Es ist als eine kapitalistische Mega-Stadt geplant, die westliche Investoren anzieht und in der es immerhin erlaubt soll, dass Frauen unverschleiert und ohne männliche Begleitung das Haus verlassen. Ich bin mir nicht sicher, ob das eher eine Utopie oder eine Dystopie ist.

Und so ergeht es mir bei diesem im Lookout-Verlag erschienenen Spiel auch. Stinkende Industrie gibt es weiterhin, sie muss lediglich auf Distanz zu den Wohnquartieren bleiben. Gegen gewalttägige Aufstände hilft nur eines: die Polizei. Und für die Produktion von Luxusgütern, Schmuck und Sportwagen, bekomme ich Extraboni. Schöne neue Welt.

Eine ausführliche Besprechung von Neom finden Sie im Magazin spielbox 7/2018.


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