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New York 1901

nettvon Chénier La Salle

Blue Orange (Vertrieb: Hutter)

ca. 40 €

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

2016

1901 war das Jahr, in dem sich die New Yorker Hochhäuser flach hinlegten. Diesen Eindruck kann man bei diesem Spiel bekommen. Es geht hier nämlich nicht um die Höhe der Gebäude, sondern um die Grundstücksgröße. Die ersten Häuser benötigen zwei Felder auf dem Spielplan, auf dem einige Straßen das Schachbrettmuster der Wohnblöcke unterbrechen. Sie sind zwei Siegpunkte wert. Der Woolworth-Wolkenkratzer, größtes Plättchen in diesem Spiel, benötigt ein Neuner-Grundstück und bedeutet 13 Siegpunkte.

Vier Grundstückskarten des Nachziehstapels liegen offen aus. Eine Karte wähle ich, und deren Farbe bestimmt, in welchem der fünf Stadtviertel ich den Baugrund erwerbe. Dazu stelle ich eine meiner Spielfiguren auf ein Grundstück, das aus zwei Feldern besteht. Mit Glück kann ich eine der begehrten Karten ziehen, mit denen ich sofort ein Dreier-Grundstück in Beschlag nehmen kann. Welche Auswahl ich beim Ziehen der Karten habe, macht den recht bedeutenden Zufallsfaktor dieses Spiels aus.

Ich kann ein gerade erworbenes Grundstück noch im selben Spielzug bebauen, in dem ich eines meiner Häuserplättchen aus meinem persönlichen Vorrat auf das Brett lege. Oder ich warte, um später größere Gebäude auf mehrere benachbarte Parzellen zu setzen. Alternativ kann ich, wenn ich auf das Ziehen der Grundstückskarten verzichte, abreißen und an derselben Stelle ein schöneres Haus errichten. Da mir die Siegpunkte des älteren Bauwerks erhalten bleiben, kann ich so auf denselben Feldern bis zu drei Mal siegpunktträchtig Bauen. Dabei muss ich in der Reihenfolge olympischer Medaillen vorgehen. Zuerst ein Bronzehaus, dann eines der Silberkategorie, anschließend Gold.

Viel Konkurrenz herrscht an drei zufällig ausgelosten Straßen, wo es Bonuspunkte für den Spieler gibt, der die Häusermehrheit hält. Während diese Boni gut zum Spielsystem passen, wirkt die eine zusätzliche Bonusaufgaben, die aus einem Stapel von fünf Karten gezogen wird, etwas unschlüssig. Mal zählen Bronzehäuser, mal die Lage der Goldgebäude, mal der Bau auf besonders unförmigen Grundstücken. Hier konnten sich weder Autor noch Redaktion entscheiden, welche Zusatzaufgabe sich besonders gut in den eigentlich leicht erfassbaren Spielablauf einfügt. Auch die Aktionskarten, die jeder Spieler besitzt, und mit denen man einen Teil seines Zuges zwei Mal machen darf, können nicht überzeugen. Denn ihre Einsatzbedingungen sind in Relation zu ihrem spielerischen Gehalt zu kompliziert geraten.

Trotzdem macht dieses Immobilienspiel Spaß. Die sehr flexible Verwendung der Grundstücke lädt zu verschiedenen Möglichkeiten der persönlichen Stadtplanung ein. Abseits des Glückfaktors bleibt so einiger Raum für taktische und sogar strategische Überlegungen. Belege ich lieber viele Grundstücke mit kleinen Häusern, setze ich auf schnelles Abreißen und Überbauen, sichere ich mir gezielt große zusammenhängende Bauflächen oder orientiere ich mich an den Bonusstraßen? Dass einem dabei die Mitspieler mit ihren Plänen im Wege stehen, macht den Reiz des Baubooms in New York aus.

© · games we play 2016



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