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Die Siedler von Catan
Deutschland Edition

schön: 5 Punkte games we play Tip: Das TOPspielvon Klaus Teuber

Kosmos (Redaktion: TM) (Lizenz: Catan)

ca. 40 € 

– nicht mehr lieferbar –

3 und 4 SpielerInnen

Schwierigkeitsehr einfach (ab ca. 8 Jahre) 

2009

60 Jahre Grundgesetz und Gründung der Bundesrepublik Deutschland, 20. Jahrestag der friedlichen Revolution in der DDR. Diese Jubiläen sind der Anlass, dass die 14 Jahre alten Siedler – das zweifelsohne erfolgreichste Spiel im vereinten Deutschland – mit einer Sonderedition auf den Markt kommen. Und was für einer!

Zwar könnte man annehmen, dass ein Spiel mit derart vielen Erweiterungen, Varianten, Spin offs und so weiter nicht mehr verbessert werden kann. Doch da kommt die Deutschland Edition. Dass die beeindruckende Michael-Menzel-Grafik die eher puristische (aber übersichtlichere) Ur-Siedler-Fassung schlägt, war vorauszusehen. Gekrönt wird die Ausstattung durch 12 prächtige Wahrzeichen vom Brandenburger Tor über die Wartburg bis hin zum Kölner Dom. Diese Figuren sind goldfarben und kosten gerade mal zwei Erz und ein Getreide. Das  mühevolle Sparen bei den Standard-Siedlern, bei denen die Städte viel teurer sind, entfällt. Langfristigen Ertrag bringen die Wahrzeichen jedoch nicht, stattdessen gibt es eine Ein-Mal-Belohnung, etwa in Form einer Straße.

Aber es ist nicht nur die optische Aufmachung, die die Veränderung ausmacht. Im Kern steht die Vereinfachung und Entschlackung des Spielablaufs beziehungsweise der taktischen Anforderungen. So werden die Siedler erstaunlicherweise nicht verflacht, sondern gewissermaßen auf ihren Kern konzentriert. Denn eigentlich ist alles dabei und nichts Vertrautes fehlt. Statt der Siedlungen gibt es Rathäuser. Und statt der Städte – wie erwähnt – kommen die Wahrzeichen ins Spiel. Gebaut wird schrittweise, erst die Straße bis zur nächsten Stadt, dann das dortige Rathaus beziehungsweise Wahrzeichen.

Das ist einfach, eine Abstandsregel gibt es nicht, trotzdem sollte man die Deutschlandkarte sehr genau im Blick behalten. Kurze Wege, um zu Siegpunkten zu kommen, sind entscheidend.

Längste Handelsstrasse, größte Landsknechtmacht, Ereigniskarten inklusive einiger weniger Siegpunktkarten – all das gibt es weiterhin. Aber die längste Straße und die größte Macht bringen einem gerade mal einen Punkt. Deswegen braucht man erst gar nicht zu versuchen, darauf seine Strategie aufzubauen. Man nimmt diese Punkte, falls sie kommen. Ansonsten heißt es: Rathäuser bauen. Und irgendwann auch Wahrzeichen.

Es gibt eine hilfreiche Startaufstellung. Oder man verwendet die Variante mit der „variablen Gründung“ und setzt seine Startrathäuser frei ein. Das ist dann ganz schön knifflig. Denn man muss nicht nur auf die Rohstoffe der angrenzenden Felder und die Würfelwahrscheinlichkeit achten, sondern auch auf die ungleichmäßige Verteilung der Städte über die Deutschlandkarte. Denn es gibt lohnendere Gegenden mit geringen Abständen und Stellen, wo die Wege lang sind.

Flensburg liegt im Siedler-Deutschland fälschlicherweise an der Nordsee. Ansonsten ist Deutschland trotz der Einschränkungen des Sechseckrasters erstaunlich gut dargestellt. Berlin und das Brandenburger Tor liegen spielerisch etwas sehr abgelegen, und werden deshalb gerade im Drei-Personen-Spiel nur selten erreicht. Das entwertet ein wenig die Hauptstadt, stört aber den spielerischen Ablauf in keiner Weise.

Wie gut Klaus Teubers Siedler sind, zeigt dieses Spiel. Obwohl ich alles schon kenne und hundertmal in verschiedensten Szenarien gespielt habe – auch diese Edition landet regelmäßig auf meinem Tisch. Es ist keine große Herausforderung, aber einfach locker, spannend und unterhaltsam. Und gleichzeitig ist es eine Art „Einsteiger-Variante“ in die Catan-Welt, die sich thematisch an Erwachsene richtet. Wer also seine spielerisch unbedarften Nachbarn vom Spielen überzeugen will, sollte zu den Deutschland-Siedlern greifen.

© games we play 2009–15 – Harald Schrapers