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Tajutō

3 von 6von Reiner Knizia

Abacusspiele (Lizenz: Super Meeple)

Illustration: Damien Colboc, Maxence Burgel

ca. 50 €

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeit einfach (ab ca. 10 Jahre)

Jahrgang 2020

Acht sechsstöckige Pagoden entstehen auf dem Spielplan, und jede hat eine andere Farbe. Die dazu notwendige Bauelemente befinden sich in einem großen Stoffbeutel und müssen dort blind herausgezogen werden. Wenn das Spielbrett noch leer ist, muss man nur das größte Bauelement im Beutel greifen, und die Farbe ist egal. Wenn aber schon etwas auf dem Brett liegt und ich lieber die zweite Etage bauen möchte, weil die mir zwei Punkte einbringt, müssen Farbe und Stockwerk passen.

Reiner Knizia ist das Wagnis eingegangen, uns ohne jeden Cent Geld ins Spiel starten zu lassen. Vermutlich weil die Währung hier auch gar nicht Geld heißt, sondern Meditationspunkt. Deshalb startet das Spiel sehr, sehr langsam. Eigentlich dürften wir drei Aktionen pro Zug machen, denn wir besitzen drei Aktionsplättchen. Diese werden getappt, wenn ich sie verwende. Doch leider ist nur das erste Plättchen kostenfrei, wenn ich die anderen tappen würde, müsste ich vier oder gar sechs Punkte bezahlen: Geld, das ich gar nicht habe.

Dass das Spiel irgendwann einen taktischen Reiz entwickelt, liegt an den Plättchen, die man kaufen kann. Billig zu erwerben sind aber nur einige Siegpunktplättchen, die ich erst bei der finalen Auswertung gebrauchen kann. Zehn Geld kostet hingegen das Aktivierungsplättchen, mit dem ich pro Runde ein beliebiges zusätzliches Plättchen kaufen kann – das beschleunigt das Spiel deutlich. Sobald man bei Tajutō etwas machen kann, weil es einem finanziell gut geht, macht es Freude. Dann dauert es auch nicht mehr lange, dass das Spiel zu Ende ist. Sobald die vierte Pagode ihr oberstes Stockwerk erhält, ist plötzlich Schluss. Insbesondere wenn dies einen Wimpernschlag vor dem Zug einer Spielerin passiert, in dem sie die entscheidenden Siegpunkte gewonnen hätte, fühlt sich das Finale sehr zufällig an.

Trotzdem würde ich ein positives Fazit ziehen – wenn sich das Grabbeln im Pagodensack nicht entgegen des ersten Anscheins als Schwachpunkt herausgestellt hätte. Die Farbe kann man nicht fühlen, das ist zufällig. Aber was ist, wenn ich ein falsches Stockwerk gezogen habe? Ist es dann auch „Pech“? Nein. Wenn man genug Geduld aufbringt, kann man es schaffen, niemals eine falsche Etage zu ziehen. Diese Geduld habe ich nicht. Denn es gibt kaum etwas langweiligeres, als anderen Menschen beim Grabbeln in einem Stoffbeutel zuzuschauen.

Eine ausführliche Besprechung von Tajutō befindet sich im Magazin spielbox 3/2020.


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