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Ken Follett

Die Tore der Welt
Das Kartenspiel

schön: 5 Punktevon Walter Schranz

Kosmos (Redaktion: Stefan Stadler)

ca. 7 € 

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre) 

2012

Die beiden Ken-Follett-Spiele des Autorenduos Michael Rieneck und Stefan Stadler sind zwei absolute Highlights auf dem Spielemarkt. Deswegen ist es für Kosmos selbstverständlich sinnvoll, auch Kartenspiele gleichen Namens anzubieten. Für das erste Spiel, Die Säulen der Erde, hatte Rieneck ein Karten-Stichspiel entwickelt, das mit dem großen Brettspiel außer der namensgebenden Thematik nicht viel gemein hat. Um Die Tore der Welt hat sich jetzt ein Außenstehender gekümmert: Walter Schranz. Und ihm ist etwas verblüffendes gelungen: Er hat den Spielmechanismus so „eingedampft“, dass er nun auf 90 Karten passt, kürzer dauert und der Einstieg etwas leichter ist.

Jede Runde beginnt so wie im Brettspiel. Es wird eine Ereigniskarte gezogen, deren Begebenheit vorgelesen und gegebenenfalls aufgeführt wird. Diese Karte wird dann so auf den Tisch gelegt, dass die Kartenecken eindeutig auf die Mitspieler zeigen. Das in der Ecke gezeigte Symbol (Baumaterial, Tuch, medizinisches Wissen, Frömmigkeit, Siegpunkte) bedeutet, dass man mit Hilfe einer entsprechenden Aktionskarte entsprechendes Einkommen für sich generieren kann. Außerdem befindet sich ein Pfeil auf der Ereigniskarte, der auf eine der vier Ressourcenkarten in der Tischmitte ausgerichtet wird. So erhält der aktive Spieler eine zusätzliche Einkunft.

Einige Ereigniskarten ermöglichen die Verwandlung einer begrenzten Zahl an Rohstoffen in Siegpunkte. Wer gewinnen will, sollte diese Chance möglichst in jeder Runde nutzen. Gleichzeitig muss er aber darauf achten, dass er seine Steuerschulden begleichen kann. Sowohl in der Spielmitte als auch am Ende kommt der Eintreiber und verlangt eine bestimmte Rohstoffkombination, die letztlich erst mit der Farbe der zuletzt aufgedeckten Ereigniskarte bestimmt wird. Wer dann nicht zahlen kann, wird mit einem empfindlichen Siegpunktverlust bestraft.

Kein Zweifel: Walter Schranz hat es tatsächlich geschafft, das Brettspiel so zu komprimieren, dass viel von dem unterhaltsamen Spielreiz gewährleistet bleibt. Das Kartenspiel macht so viel Spaß, dass man sich an den großartigen Reiz des Brettspiels erinnert fühlt und ermuntert wird, genau dieses noch einmal aus dem Regal zu nehmen und auf den Tisch zu bringen.

Das beschreibt das Dilemma des Kartenspiels. Es gelingt ihm letztlich doch nicht, aus dem Schatten des großen Spiels herauszutreten. Somit bleibt ihm eine etwas undankbare Rolle. Bei Platzmangel im Reisegepäck ist es die erste Wahl.

© Harald Schrapers · games we play 2012