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Deutscher Spiele Preis Amun-Re

von Reiner Knizia

Hans im Glück (Vertrieb: Schmidt)

ca. 30 €

nett: 4 Punkte– nicht mehr lieferbar –

bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeit mittel (ab ca. 12 Jahre) 

Verpackung -

Deutscher Spiele Preis 2003

Auswahlliste Spiel des Jahres 2003

Der promovierte Mathematiker Reiner Knizia taucht mit seinen anspruchsvollen Spielen nicht zum ersten Mal in die altägyptische Zeit ein. 1999 erschien sein Ra und konnte mit dem zweiten Platz beim Deutschen Spiele Preis einen großen Erfolg feiern. Einhellige Zustimmung erzielte Ra jedoch nicht. Zu perfektionistisch, zu konstruiert, zu mathematisch und zu kühl – so lautete die damalige Kritik. Bei Amun-Re wiederholt sich der Streit jetzt wieder. Die Fans haben das Spiel an die Spitze des Deutschen Spiele Preises gewählt. Viele Anderen zeigen sich gar nicht begeistert.

Das Spiel beginnt im Zeitalter des alten Königreichs, als sich die Herrschenden die ägyptischen Provinzen untertan machten. Stets ging es darum, das Ansehen zu steigern und durch den Bau von Pyramiden augenfällig zu dokumentieren. Man benötigt fruchtbares Land, um mit seinen Bauern eine gute Ernte einzufahren. Allerdings kann auch das karge Hinterland recht ertragreich sein, vorausgesetzt, man konnte es günstig erwerben.

In jeder Runde muss den Göttern geopfert werden. Durch eine hohe Gabe versuchen die SpielerInnen, die Götter milde zu stimmen. Doch nur wenn alle gleichermaßen großzügig sind, werden die Götter zufrieden sein und das Land fruchtbar machen. Sollten die Götter aber nicht ausreichend beschenkt werden, droht eine Dürre, die auch die sonst ertragreichen Provinzen am Nil erfassen kann. Not und schwindende Erträge drohen.

Nach einer außerordentlich komplexen Zwischenwertung beginnt die zweite Spielhälfte mit dem Übergang vom alten zum neuen Königreich. Im Zuge dieses Wechsels verlieren die Dynastien ihren gesamten Besitz. Allein die bereits gebauten Pyramiden bleiben als Zeugen einer vergangenen Zeit in den Provinzen stehen.

„So sieht man vor sichden streng kalkulierten Plan des Autors, wie von einem Programm errechnet“, schreibt Eberhard von Staden in der spielbox. „Amun Re ist kein schlechtes Spiel. Allein man fühlt sich nicht inspiriert, spürt einen Mangel an Anregung.“ Michael Knopf fragt sich, ob ein Spiel „groß“ sei, bloß weil es kompliziert wirke und allein die Wertung wissenschaftlichen Charakter annehme.

Aber es gibt auch andere Stimmen. Udo Bartsch schreibt in der Fairplay, dass Amun-Re fortan zu seinen Lieblingsspielen gehöre. Er gibt zu, dass er anderen Spielen auch schon einmal „mangelnde Sinnlichkeit“ vorwerfe, während er das abstrakte Amun-Re „abfeiere“. „Offenbar die typische Ungerechtigkeit des Lebens und obendrein Geschmackssache.“ Bartsch räumt ein: „Um Amun-Re wirklich zu genießen, sollte man wohl ein Faible für Verhandlungsspiele und die Art und Weise haben, wie Reiner Knizia so gern jede Menge Bedingungen und Abhängigkeiten zu einer komplexen Masse verrührt.“

© games we play 2003–08 – Autor: Harald Schrapers