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The Castles of Burgundy

5 von 6 Punktenvon Stefan Feld

Alea (Vertrieb: Ravensburger, Redaktion: Stefan Brück)

Illustration: Antja Stephan, Claus Stephan

ca. 46 €

1 bis 4 SpielerInnen (besser: 2 bis 3)

Schwierigkeitmittel (ab ca. 12 Jahre)

überarbeitete Neuausgabe 2020

» ORIGINALAUSGABE DIE BURGEN VON BURGUND

Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2011 (als Die Burgen von Burgund)

2. Platz Deutscher Spiele Preis 2011 (als Die Burgen von Burgund)

Ist das wie die Siedler von Catan? Mit dieser Frage nerven Leute, die außer dem Teuber-Klassiker kein einziges der modernen Autorenspiele kennen. Doch hier haben sie ausnahmsweise mal nicht ganz unrecht. Denn auf den ersten Blick gibt es eine offenkundige Ähnlichkeit: ein aus unterschiedlichen Sechsecken gebildetes inselähnliches Spielfeld.

Aber zu weit sollte man die Vergleiche nicht treiben. Denn Die Burgen von Burgund (in der Neuauflage wurde der Titel im krassen Widerspruch zum französischen Ort ins Englische übersetzt) ist etwas völlig anderes als Die Siedler.

Thematisch wirkt das im Tal der Loire angesiedelte Spiel eher konstruiert. Jeder hat einen eigenen Spielplan und baut dort für sich selbst, Interaktivität findet nur begrenzt auf einem weiteren Brett in der Tischmitte statt. Dort finden wir an sechs durchnummerierten Handelplätzen die Plättchen, die wir auf unseren eigenen Spielplan bringen möchten: Minen auf Erzfelder, Schafe und anderes Nutzvieh auf die Weiden, Schiffe auf Wasserfelder und so weiter. Jedes Feld trägt dabei ein Würfelsymbol, genau wie die Handelsfelder. Da wir pro Runde zwei Würfel (jeder Spieler für sich selbst) werfen, können wir damit zwei Aktionen des Nehmens oder Platzierens an der erwürfelten Stelle ausführen. Oder wir nehmen uns zwei Plättchen, die als Würfelmodifikatoren dienen. Damit halten wir den Glücksfaktor des Spiels in Grenzen.

Die Burgen von Burgund sind ein recht komplexes und insbesondere zu viert ein strategisches Spiel. Jede Plättchensorte hat ihre eigene und wichtige Funktion. Die Schiffe dienen der Startspielerermittlung. Häuser sorgen für Extra-Aktionen, Plättchen oder Punkte. Und die gelben Aktionsplättchen sind geschickt genutzt besonders hilfreich, und müssen mit ihren Sonderfunktionen auf die eigene Strategie abgestellt werden. Siegpunkte erhält man insbesondere durch das vollständige und möglichst frühzeitige Belegen von gleichfarbigen Flächen oder den Verkauf von Handelsplättchen.

Obwohl Burgund keine beeindruckende Geschichte erzählt, sondern erstmal wie ein mäßig inspirierendes Aufbauspiel wirkt: es ist der Spielablauf, der fasziniert und immer wieder dazu anhält, es noch einmal zu probieren. Wobei ein Problem nicht verschwiegen werden darf: die langen und manchmal sehr langen Wartenzeiten. Insbesondere in einer Vierer-Partie kann sich die Dauer auf weit über zwei Stunden verlängern. Das raubt einem das Vergnügen. Ich hätte mir gewünscht, dass das Spiel direkt als Zwei-Personen-Spiel entwickelt worden wäre. Denn so spielt es sich am besten: als Duell.

© · games we play 2011–20


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