games we play

Minister

So richtig nett ist's nur im Kabinett

von Rudi Hoffmann

TM (Vertrieb: Kosmos)

ca. 20 €

– nicht mehr lieferbar –

bis 6 SpielerInnen

Schwierigkeit einfach (ab ca. 10 Jahre) nett: 4 Punkte

Verpackung +

Auswahlliste Spiel des Jahres 1998

Mit Minister erschien im kleinen TM-Verlag, der unter anderem Siedler-Autor Klaus Teuber gehört, erstmals nach einigen Jahren Pause wieder ein Spiel. Zuvor waren überhaupt erst zwei Spiele (Vernissage und Knock out) herausgekommen. Deshalb waren die Erwartungen groß, als sich das dritte TM-Spiel ankündigte. Dieses Spiel wird vom großen Kosmos-Verlag vertrieben, deren Spieleprogramm gleichzeitig vom TM-Team redaktionell betreut wird.

Das Original des Spiels Minister ist bereits 1975 bei Pelikan erschienen. Unter Spielesammlern ist es eine gefragte Rarität. Mit der Qualität des Spiels scheint dies nicht sehr viel zu tun zu haben, denn trotz einer drastischen Regelüberarbeitung und Halbierung der bis zu zwei Stunden dauernden Spielzeit läßt Minister immer noch viele Wünsche offen.

Ziel des Spiels ist es, eine Mehrheit eigener Pöppel ins Kabinett zu setzten, um dann auch den Kanzlersessel zu übernehmen. Wenn es einer dann irgendwann gelingt, in einer Alleinregierung alle Ministerposten zu übernehmen, dann hat diese SpielerIn gewonnen. Vorwärts kommt eine SpielerIn durch das geschickte nach vorne Setzten ihrer Spielsteine, der "Parteigänger". Grundsätzlich bietet das Spiel eine Menge abwechslungsreicher Felder, auf die die Parteigänger zu ziehen sind. Doch leider ist das mit dem Geschick nicht so weit her: Der Würfelwurf - und Minister ist ein pures Würfelspiel - läßt einem zumeist überhaupt keine Wahl. So kommen die eigenen Parteigänger dann irgendwann auf eines der Pressetermin- bzw. Meinungsmacher-Felder, bei denen gewürfelt wird, wieviel eigene Minister bei gleichzeitigem Rauswurf gegnerischer Kabinettsmitglieder ein Regierungsamt bekommen.

So betrachtet ist dieser TM-Titel eine einzige Enttäuschung. Letztlich hat Minister kaum mehr zu bieten als Mensch ärgere dich nicht. Trotzdem kann Minister in einer Spielerunde, die einen anspruchslosen Spaß sucht - obwohl die Spielregel mir dafür gelegentlich übertrieben kompliziert erscheit - für Furore sorgen. Wenn der rote Pöppel - Schröder - schon bald nach Spielbeginn aus dem Kanzleramt fliegt, ausgerechnet der grüne Fischer folgt, ein Spielzug später mit dem gelben Westerwelle dann aber das Grauen auf den Kanzlersessel landet ... "Genauso lustig, genauso unkompliziert, genauso geeignet noch im Morgengrauen," so vergleicht Michael Knopf, Mitglied der Spiel des Jahres-Jury, Minister mit Mensch ärgere dich nicht. "Nur eben hübsch intellektuell eingekleidet - so lacht man und ärgert sich doch gleich auf wesentlich höherem Niveau", schreibt er in der Süddeutschen Zeitung.
 
© games we play - niederrhein magazin 1998-2002 - Autor: Harald Schrapers


Stand: 1.6.02