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Die Dracheninsel

schön: 5 Punktevon Tom Schoeps

Amigo

ca. 27 €

– nicht mehr lieferbar –

bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeit einfach (ab ca. 10 Jahre) 

Verpackung -

Nominiert für
das Spiel des Jahres 2003

In der Mitte der Insel liegt der Schatz. Kaum bin ich aus meinem Ruderboot gestiegen, laufe ich los. Für die Geländefelder in ihren unterschiedlichen Farben spiele ich die richtige Karte aus – und wenn ich eine glückliche Kartenhand habe, bin ich schon da. Doch dann heißt es: warten. Da der Schatz aus zwei Münzen besteht, kann er auch nur von zwei Personen gleichzeitig transportiert werden.

Bald hat es ein Mitspieler geschafft. Er stülpt seine Spielfigur über meine. Nun haben wir eine zweifarbige Spielfigur, die sich besonders leicht bewegen lässt. Denn Geländefelder in der Farbe einer Spielfigur können auch ohne passende Karte betreten werden. „Gehen wir zu mir oder zu dir?“ lautet die Frage, vor der wir zwei Schatzjäger nun stehen. Denn die Münzen können sowohl in das Boot des Mitspielers, als auch das eigene Ruderboot gebracht werden, um zu Siegpunkten zu werden.

Wenn der Schatz in meinem Boot landet, entscheide ich, was damit passiert. Entweder ich teile die beiden Münzen friedlich mit meinem Mitspieler. Oder ich spiele eine „Untreue“-Karte aus, wenn ich diese auf der Hand habe. Dann beanspruche ich beide Taler für mich alleine. Risikolos ist die „Untreue“ jedoch nicht. Wenn mein Mitspieler ebenfalls eine solche auf der Hand hat und mit dieser antwortet, bekommt er alles.

Längst liegt bereits ein neues Paar Münzen in der Inselmitte. Insgesamt sieben Schätze gibt es zu gewinnen, wobei der Wert der Schatz-Münzen jedes Mal deutlich ansteigt.

Was hier so flott beschrieben ist, spielt sich auch sehr flott und ordentlich unterhaltsam. Der Glückfaktor durch die Karten ist sehr hoch, aber es gibt auch einige taktische Überlegungen, die Dracheninsel zu einem runden Spiel machen. Die angegebenen 60 Minuten Spielzeit werden fast nie erreicht, oft ist man in kaum mehr als 30 Minuten am Ende.

Die Schwachstelle des Spiels liegt woanders. Denn vor Spielbeginn habe ich mir als Regelerklärer bereits den Mund fusselig geredet.

Eine großformatige achtseitige Spielanleitung ist ein erheblicher Umfang für ein solches Spiel. Neben den verschiedenen Farbkarten für das Betreten der Geländefelder gibt es elf weitere Kartensorten: Ich kann die als bewegliche Plättchen ausgelegten Geländefelder vertauschen, mit einem Drachen kann ich Geländefelder blockieren, einzelne Felder überspringe ich mit dem „Tollkühnen Flug“, ich kann gegnerische Aktionen stoppen und rückgängig machen, die Karte „Angst & Schrecken“ schickt eine Spielfigur zurück in ihr Boot und so weiter.

Eigentlich ist die Spielregel stimmig, gut passend zum Spielablauf und wird auch recht schnell verstanden. Doch ist der Aufwand für ein eigentlich recht simples und kurzes Spiel unangemessen groß.

Die Spieldauer verlängert sich dann, wenn aggressiver gespielt wird, und den Gegnern auch mal ein Schatz abgejagt wird. Wer auf ein Feld mit einem Schatztransport zieht, vertreibt eine der beiden dortigen Spielfiguren und übernimmt dessen Stelle als Schatzträger. Lohnen sich solche Überfälle? Oft nicht, denn in der Mitte der Insel liegt ja bereits ein wertvollerer Schatz, es sei denn, das Spielende steht unmittelbar bevor. Taktische Überlegungen hin oder her: Am Ende entscheidet eh der allem übergeordnete Glücksfaktor. Doch auch das kann ja mal gefallen.

Die Dracheninsel ist ein schönes und vergnügliches Spiel, wobei der Ärger über die gemeine „Untreue“ des Mitspielers, mit dem man den weiten Schatztransport gemeinsam bewältigt hat, zu den Höhepunkten zählt. Sicherlich ist Die Dracheninsel nichts abendfüllendes. Doch wer einen ambitionierten Regelerklärer dabei hat und auch mal mit leichterer Kost vorlieb nimmt, der ruft nach einer Runde gerne auch nach einer Revanche. Denn dann lohnt sich der große Regelaufwand erst richtig.

© Harald Schrapers 2003–2008