Ebbe & Flut
Das
Wechselspiel der Gezeiten
von Wolfgang Werner
ca. 7 € 
2 SpielerInnen
Schwierigkeit 
Verpackung ++
Auswahlliste Spiel des Jahres 2001
Ebbe und Flut ist ein taktisches Zwei-Personen-Brettspiel, das Adlung-typisch als Kartenspiel im Kleinstformat erscheint. Das Spielbrett ist schlicht, es besteht aus fünf mal fünf Feldern. Damit das auf dem Spieltisch sichtbar wird – klar, ein echtes Brett ist der Schachtel natürlich nicht beigelegt – müssen einige Karten als Umrandung ausgelegt werden.
Die eine Seite des Spielbretts gehört der SpielerIn Ebbe, die andere der SpielerIn Flut. Beide SpielerInnen haben einen Kartensatz mit jeweils 25 „Spielfiguren“. Diese 25 Karten sind alle unterschiedlich, sie sind mit einer Zahl zwischen 1 und 5 sowie einem der fünf Buchstaben A, B, C, D und E markiert.
Die SpielerInnen decken jeweils abwechselnd eine ihrer Spielkarten zufällig auf und setzen sie in ihre untere rechte Ecke mit den Startfeldern ein. Ziel ist es, die Karten in die obere rechte Ecke zu bewegen, also in die Startfelder der MitspielerIn.
Der Bewegungsmechanismus ist originell. Immer wenn zwei meiner Karten in einer Reihe oder Spalte liegen, welche den gleichen Buchstaben oder die gleiche Zahl tragen, wird eine dieser Karten weiter Richtung Ziel bewegt. Dabei ist das Spielthema Ebbe und Flut passend gewählt. Denn die Karten der beiden Seiten begegnen sich auf ihrem Weg zum jeweiligen Ziel. Dabei können Flutkarten von der Ebbe überdeckt werden und umgekehrt. Die Wellen schlagen langsam hin und her.
Kein Gefallen kann ich an der Regel finden, dass es Strafpunkte gibt, wenn meine MitspielerIn Karten übersieht, die hätten bewegt werden müssen. Denn das Verschieben von Karten mit gleichem Buchstaben bzw. gleicher Ziffer ist kein Kann, sondern ein Muss. Und wer dieses übersieht – und die Karten mit ihrer äußerst trockenen alphanumerischen Gestaltung schaffen ein recht unübersichtliches Spielfeld – wird von der GegnerIn mit Punktabzug bestraft. Aber: möchte ich ein Spiel gewinnen, bloß weil meine MitspielerIn etwas übersehen hat? Da spiele ich an dieser Stelle doch lieber kooperativ. Denn es bleiben genug spieltaktische Entscheidungen, die jede Seite allein fällen muss. Es ist nämlich oft möglich, dass durch geschicktes Vorgehen ein Verschieben von sehr vielen Karten als Kettenreaktion erfolgt. So wird aus Ebbe und Flut ein anspruchsvolles Taktikspiel, dessen Glückselement beim Aufdecken der Karten zwar nicht zu unterschätzen ist, aber beim Grübeln über den richtigen Zug in den Hintergrund tritt.
© games we play 2001–08 - Autor: Harald Schrapers