Gift Trap
von Nick Kellet
– nicht mehr lieferbar –
4 bis 8 SpielerInnen
Schwierigkeit
Spiel des Jahres – Sonderpreis Partyspiel 2009
Das kennt jeder: Was soll ich schenken? Was wünsche ich mir? Eigentlich haben wir ja schon alles, und es ist gar nicht so einfach, sich über Geschenke wirklich zu freuen. Und in Gift Trap geht es uns allen ganz genau so.
Hier sind die Geschenke auf Spielkarten abgebildet – von der Modelleisenbahn bis zum Rhetorikkurs. Einige Karten werden aufgedeckt auf den Spielplan gelegt. Jetzt überlege ich, welchem Mitspieler ich welches Geschenk geben möchte. Dazu habe ich Chips mit den auf dem Spielbrett eingezeichneten Ziffern. So kann die jeweilige Geschenkekarte zugeordnet werden.
Auch wenn nichts Passendes dabei zu sein scheint: Ich muss jedem Spieler ein Teil schenken. Und zwar jedem etwas anderes. So bleibt es nicht aus, den ein oder anderen mit etwas völlig Überflüssigem zu behelligen.
Anschließend muss ich mir aussuchen, was ich gerne bekommen würde. „Great“, „good“, „ok“ heißen die drei Chips, die ich verdeckt auf meine Lieblingsgeschenke lege. Und auf die mieseste Idee lege ich „no way“.
Jetzt deckt der Startspieler zuerst seine Chips auf. Er zeigt, was er geschenkt bekommen hat und öffnet die Chips seiner Vorlieben. Wenn etwas gut zusammen passt – Wunsch und Wirklichkeit – gewinnen sowohl der Schenker als auch der Beschenkte. Sie ziehen auf den beiden getrennten „Get“- und „Give“-Leisten ihre Figur nach vorne. Ziel ist es: auf beiden Leisten gleichermaßen ganz vorn anzukommen. Immer wieder gibt es Mitspieler, die sich zwar ganz toll beschenken lassen – aber beim Schenken völlig talentfrei sind.
Gift Trap ist ein großer Spaß. Ein „Partyspiel“ meint die Spiel-des-Jahres-Jury und schließt sich damit dem amerikanischen Games Magazin an, dessen Urteil „Partyspiel des Jahres“ bereits auf der Schachtel steht. Obwohl „Party“ vielleicht ein irreführender Begriff ist. Man sitzt brav an einem Tisch und spielt ganz klassisch mit Karten, Chips und Spielfiguren. „Kommunikationsspiel“ ist auf alle Fälle richtig. Und richtig gut ist das Spiel, wenn sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut kennen. Dann kann man einschätzen, wer sich welches Geschenk wünscht. Und wenn man trotzdem meilenweit danebenliegt: dann ist das hämische Gejohle groß.
Überhaupt nicht partygeeignet ist die zwar simple, aber nicht unaufwändige Punktewertung. Gerade bei größeren Gruppen ist schon einiges an Konzentration notwendig, um diese Buchführung korrekt umzusetzen. Da sollte mindestens ein Mitspieler auf alkoholische Getränke verzichten. Denn gegen Spielende wird es oft ganz schön knapp. Da ist man auf der einen Seite schon am Ende der Leiste angekommen – und kann nur noch verlieren, weil man etwas Falsches schenkt oder bekommt. So rangeln häufig mehrere Spieler sehr nah an der Ziellinie um den Sieg – manchmal gibt es gar ein Remis. Das ist aber letztlich egal: der Spaß auf dem Weg ist das Ziel.
Weniger schön ist die unvollständige Übersetzung des Spiels. Der erste Versuch, Gift Trap durch den Stein-Thomson-Verlag nach Deutschland zu bringen, versandete schon 2007. Jetzt haben sich die Heidelberger des Projekts angenommen. Doch warum die Chips „Great“ oder „No Way“ heißen müssen, ist nicht richtig nachvollziehbar. Auch die Geschenke sind aus der US-Ausgabe übernomme – obwohl dort zum Beispiel eine Europareise einen anderen Wert hat als bei uns. Auch die Warnung, dass einzelne Geschenke nicht jugendfrei seien, ist amerikanische Prüderie und sorgt für unerfüllte Hoffnungen. Das Abo eines Männermagazins sei eine dieser Karten, die man laut Anleitung nicht mit jüngeren Kindern oder „empfindsamen Personen“ spielen sollte.
© Harald Schrapers · games we play 2009–19