games we play

Keltis

Der Weg der Steine

von Reiner Knizia

Kosmos (Redaktion: TM)

ca. 27 € 

2 bis 4 SpielerInnen

schön: 5 PunkteSchwierigkeitsehr einfach (ab ca. 8 Jahre)

Spiel des Jahres 2008

8. Platz Deutscher Spiele Preis 2008

Fünf Wege führen zum Ziel. Und am Ende jedes Weges winken zehn Siegpunkte. Wer es nicht bis zum Ende schafft, bekommt höchstens sieben Punkte. Und wer im Startbereich hängen bleibt, dem drohen sogar Minuspunkte. Deswegen sollte man gut überlegen, ob man überhaupt auf allen fünf Wegen das Rennen aufnimmt. Denn es kann lukrativer sein, sich in der Kürze der Zeit auf drei oder vier Wege zu konzentrieren, um Minuspunkte zu vermeiden und die überproportionalen Punkte im Zielbereich abzuräumen. Nach ungefähr einer halben Stunde ist das Spiel mit dem Einlauf der ersten fünf Figuren im Zielbereich zu Ende.

Motor der Figuren sind die Spielkarten in den fünf Wegefarben. Pro Runde darf eine Karte ausgespielt werden und die Figur auf dem entsprechenden Weg einen Schritt vorgerückt werden.

Doch so einfach, wie hier geschildert, ist es nur beim ersten Schritt. Die Spielkarten muss jeder Spieler nämlich vor sich zu gleichfarbigen Reihen auslegen. Dabei müssen die Karten in ihrer Ziffernreihenfolge gelegt werden. Günstig ist es, mit einer niedrigen Ziffer zu beginnen, und dann schrittweise höhere Zahlen zu legen. Doch wenn erst einmal die höchste Karte liegt, ist Schluss. Dann kann sich die Figur auf dem Weg der entsprechenden Farbe nicht mehr bewegen.

Die Alternative ist es, eine absteigende Ziffernreihe zu bilden. Das muss man aber bereits am Anfang entscheiden – wenn die Reihe sich bereits aufbaut, ist kein Umentscheiden mehr möglich.

Wenn nichts mehr klappt, kann ich von meinen acht Handkarten eine ungenutzt abwerfen. Das sollten man jedoch nicht nur deshalb vermeiden, weil man dadurch eine Runde zurückfällt. Meine Mitspieler dürfen die offen abgeworfene Karte nämlich selbst auf die Hand nehmen. Hier sollten Anfänger aufpassen: diese Regelpassage verführt dazu, oftmals den Gegnern in die Hände zu spielen.

Reiner Knizia, promovierter Mathematiker, hat den Ruf, perfekt abgezirkelte Spiele auf den Markt zu bringen, die ein wenig den Charme eines Mathe-Leistungskurses verbreiten. Trotz mehrerer hundert Spiele hatte er es nie geschafft, die Spiel-des-Jahres-Auszeichnung zu erringen. Manche verbreiteten deswegen bereits Verschwörungstheorien. Andere verwiesen auf das spröde Konstrukt mancher Knizia-Titel, die zwar ihren Anhängerkreis hatten, aber beim breiten Publikum eher auf Verständnislosigkeit stießen. Reiner Knizia verwies mit einer gewissen Ironie darauf, dass er jedoch nicht nur „Knizia-Spiele“ mache, sondern auch locker zu spielende „Reiner-Spiele“.

Zur Kategorie der „Reiner-Spiele“ gehört offensichtlich auch Keltis. Es ist leicht zu erlernen und genauso leicht zu spielen. Trotzdem ist das Spiel nicht banal. Keltis basiert auf dem Zwei-Personen-Dauerbrenner Lost Cities, der seit 1999 ebenfalls bei Kosmos erhältlich ist. Dieses Spiel hat auch in der Szene viele Anhänger. Sein Kartenspielmechanismus gilt als durchaus raffiniert – und beim aktuellen Spiel des Jahres finden wir ihn wieder.

Sicherlich ist Keltis nichts Abendfüllendes. Es ist ein gutes Spiel zum Auftakt, für Zwischendurch oder zum Abschluss eines Spieleabends. Nur für den Hauptgang taugt es nicht so recht. Die Jury meinte aus dieser Not ein Tugend machen zu müssen, und empfiehlt, das Spiel mehrmals hintereinander zu spielen.

Eigentlich ist Keltis ein abstraktes Spiel, dessen keltische Einkleidung daran kaum etwas ändert. Somit zielt es optisch nicht so sehr auf Familien mit Kindern ab. Keltis wirkt eher generationenübergreifend. Denn die steingraue Grafik auf irisch grünem Hintergrund kann auch Älteren gefallen, die eine lebendige Spielethematik entweder für zu kindlich oder für zu jugendlich empfinden. Somit ist Keltis ein treffliches Spiel des Jahres für die älter werdende Gesellschaft.

© games we play 2008–10 – Harald Schrapers

Neue Wege – Neue Ziele

ca. 13 € 

Schwierigkeiteinfachl (ab ca. 10 Jahre)

2009

Diese Erweiterung ist ein „Muss“. Denn um ein Dauerbrenner zu werden, ist das Basis-Keltis dann doch etwas zu dünn. Mit dieser Erweiterung wird jetzt für Fleisch an der vertrauten Spielidee gesorgt. Jetzt ist der Weg der Steine nicht mehr vorgegeben, sondern wir finden ein verzweigtes Wegenetz, bei dem die Siegpunkte nicht mehr in jedem Fall ansteigen. Wir dürfen mal nach links, mal nach rechts abbiegen. Denn die Erweiterung ist mehr als das: sie enthält ein völlig neues Spielbrett plus ein paar Chips mit zusätzlichen Funktionen. Die Figuren und Karten aus dem Grundspiel braucht man weiterhin.

Eine ausführliche Besprechung von Neue Wege – Neue Ziele finden Sie im Magazin spielbox Oktober 2009.