games we play

Spiel des JahresThe

Mississippi Queen

Der Mensch denkt, der Fluß lenkt

von Werner Hodel

Goldsieber (Redaktion: TM)

ca. 27 €

– nicht mehr lieferbar –

bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeit einfach (ab ca. 10 Jahre)

schön: 5 PunkteVerpackung -

Spiel des Jahres 1997 

4. Platz Deutscher Spiele Preis

Noch ist der Lauf des Mississippi nicht genau zu erkennen. Erst zwei der zwölf Teile der Spielbretts liegen auf dem Tisch. Dann, wenn die erste SpielerIn mit ihrem Schaufelraddampfer das vordere Flussteil erreicht hat, wird ein weiteres Teilstück angelegt. Und dabei verändert der Fluss oft überraschend seine Richtung. Ein Würfel fällt die Entscheidung, ob es geradeaus weiter geht oder ob der Fluss eine scharfen Knick nach links oder rechts macht.

Die Schaufelraddampfer nutzen ihre beiden Schaufelräder zur Anzeige der Geschwindigkeit und des Kohlevorrats. Alle SpielerInnen starten zunächst mit der gleichen Geschwindigkeit, die die Zugweite anzeigt. Mit jedem Zug kann das Geschwindigkeitsrädchen um eine Einheit hoch- oder runtergedreht werden. Zu hohe Geschwindigkeiten können bei den stetigen Richtungsänderungen des Mississippi ein Problem werden, denn in jedem Zug darf das Schiff nur eine 60-Grad-Drehung vollführen. Heftige Richtungsänderungen oder auch drastische Geschwindigkeitsänderungen müssen mit Kohle bezahlt werden. Und die kann dann bald knapp werden, denn Nachschub gibt es nicht. Auf dem Weg müssen zudem zwei Passagiere mitgenommen werden, dann muss das Schiff sogar auf Niedrigstgeschwindigkeit abgebremst werden.

Die Schiffe dürfen sich auch gegenseitig aus der Bahn drängen. Ursprünglich nannte Werner Hodel sein Spiel Rafting. Beim Rafting mit Flößen auf unberechenbaren Wildwasserflüssen erschien mir das gegenseitige Abdrängen realistischer als bei der Personenschiffahrt auf dem Mississippi. Auch sind die überraschenden Richtungsänderungen bei einem schnellen Gebirgsfluss passender als bei einem riesigen Strom, dessen Lauf eigentlich bereits kartographiert sein sollte. Bildschön ist das Kartonmaterial, mit dem der Fluss auf den Tisch gelegt wird. Gar nicht schön ist dagegen die restliche Plastikausstattung des Spiels.

Mississippi Queen ist ein Spiel mit einigen taktischen Anforderungen. Zunächst können diese Taktiken allerdings - insbesondere für die führenden SpielerInnen - dadurch durchkreuzt werden, dass der Verlauf des Flusses erst nach und nach auf den Tisch gelegt wird. Wenn dann aber das zwölfte und letzte Teilstück des Flusses auf dem Tisch liegt, dann wird der Schlussspurt ein anspruchsvolles Taktikspiel, bei dem es darauf ankommt, die optimale Route und Geschwindigkeit auszuknobeln.

Längst gibt es mit The Black Rose eine Erweiterung zum Spiel, die allerdings kaum Verbesserungen bietet, außer das damit ein Zwei-Personen-Spiel ermöglicht wird.

Dass Mississippi Queen mit dem Spiel des Jahres-Kritikerpreis ausgezeichnet wurde, war eine äußerst umstritten Entscheidung der Jury, da das Flussspiel die Qualität seiner Preis-Vorgänger nicht erreicht und insbesondere mit Showmanager auch einen scharfen Konkurrenten im Bereich der Familienspiele hatte. Außerdem war das eindeutig beste Brettspiel des Jahres das anspruchsvolle Goldsieber-Spiel Löwenherz, ausgezeichnet mit dem Deutschen Spiele Preis 1997.

© games we play - niederrhein magazin 1997-2001 - Autor: Harald Schrapers
 


Stand: 1.6.02