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Die verbotene Insel

schön: 5 PunkteEin Team – ein Abenteuer – ein Ziel

von Matt Leacock

Schmidt (Redaktion: Thorsten Gimmler) (Lizenz: Gamewright)

ca. 20 € 

– nicht mehr lieferbar –

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

Nominiert für das Spiel des Jahres 2011

Das Spielbrett, auf dem sich unsere Figuren bewegen, besteht aus 24 unsicheren Kärtchen. Das ist nicht deswegen bemerkenswert, weil der Verlag ein solides Spielbrett einsparen wollte. Sondern weil mit verschwindenden Kärtchen unseren Abenteurerfiguren buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Nach jedem Zug eines Spieles werden zwei Kärtchen ermittelt, die auf ihre Wasserseite umgedreht werden, wodurch sie überschwemmen. Dabei bekommen wir nasse Füße. Beim nächsten Ereignis verschwindet die Karte dann vollständig vom Tisch – ein Teil der Insel ist untergegangen. Da müssen wir gegebenenfalls zum angrenzenden Ufer schwimmen.

Immerhin haben wir die Fähigkeit, benachbarte Überschwemmungsgebiete wieder trocken zu legen. Aber: Das kostet eine unserer wertvollen drei Aktionen. Einen Schritt gehen wäre eine Alternativaktion. Oder das, worauf es wirklich ankommt: Spielkarten so an die Mitspieler zu verschenken, dass jemand ein Quartett zusammen bekommt. Denn damit erhält man das  Artefakt der entsprechenden Farbe. Wenn die Spieler gemeinsam vier Artefakte haben, gehen sie zum Hubschrauberplatz (der „Landeplatz der Versager“) und lassen sich Richtung Sieg ausfliegen.

Die verbotene Insel ist ein kooperatives Spiel. In der richtigen Runde macht das sehr viel Spaß. Wenn sich einer der Mitspieler hingegen zum „Bestimmer“ aufschwingt, leidet das Vergnügen. Alle gewinnen gemeinsam – oder wir gehen zusammen unter. Deswegen ist geschicktes Verschenken und die gute Absprache die Grundlage für den Erfolg.

Die vielen Gemeinsamkeiten zwischen Die verbotene Insel und dem 2009 zum Spiel des Jahres nominierten Pandemie sind unverkennbar. Ein Plagiat? Nein – aber ein gelungenes Selbstzitat des US-Autors Matt Leacock. Er hat alle wichtigen Pandemie-Elemente übernommen und diese abgespeckt und leichter zugänglich zusammengestellt. Statt einer Thriller-ähnlichen Zukunftsthematik gibt es jetzt Fantasy-Versatzstücke.

Wenn es Pandemie nicht gäbe, wäre die Begeisterung für Die verbotene Insel riesig. Aber so? Es ist ein erstklassiges Spiel, aber eben nicht das Original. Wer das Original nicht kennt, dem wird das egal sein. Und wer mit spielunerfahreneren Leuten oder Kindern spielen möchte, ist dankbar für die bei Schmidt erschienene Neufassung, die atmosphärisch für ein außerordentlich dichtes Erlebnis sorgt.

© Harald Schrapers · games we play 2011–20