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KuZooka

5 von 6 von Leo Colovini

Pegasus Spiele (Redaktion: Sebastian Hein, Lizenz: Studiogiochi)

Illustration: Bartłomiej Kordowski

ca. 30 €

2 bis 6 SpielerInnen (besser: 3 bis 5)

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2023

Adler, Schlange, Chamäleon und Robbe können sich nicht unterhalten, weil sie nicht dieselbe Sprache sprechen. Das ist die Grundidee dieses kooperativen Spiels, bei dem wir folglich schweigen. Bei Kuzooka kommt es wirklich auf jeden einzelnen Mitspieler an, denn wir müssen wegen des Kommunikationsverbots unsere Entscheidungen ohne die Hilfe der anderen treffen.

Unser Ziel ist es, aus dem Zoo auszubrechen (Kuzuka heißt „Ausbruch“ auf Swahili), und zwar mit den Gegenständen, die die Tierpark-Besucherinnen und Besucher rumliegen lassen. Mit Luftballons können wir fliegend Reißaus nehmen, mit den Eiskrem-Plastiklöffeln graben wir uns einen Tunnel.

51 Karten sind im Spiel, sechs Farben gibt es. Jede Farbe steht für einen Gegenstand – Ballon, Löffel, Schal und so weiter. Wenn alle Mitspielenden zusammen genau eine dieser Farben nahezu komplett auf den Händen halten, dann haben wir gewonnen. Wir müssen also rausfinden: Wovon haben wir am meisten auf der Hand? Ich besitze dreimal Rot – das sind die Eislöffel. Also lege ich meine Spielfigur, einen Tierkopf, auf den Weg, der auf dem Spielbrett abgebildet ist – und zwar bei 1 Eislöffel. Mehr geht nicht, denn ich muss im ersten Wegabschnitt beginnen. Reihum legen auch die Mitspielenden ihre Tierköpfe auf den Weg, und wir steigern uns dabei hoch. Rot findet keine der Mitspielerinnen gut. Stattdessen kommt Schal 3, anschließend zeigt eine Mitspielerin viermal den grünen Luftballon an. Und ich gehe noch höher: Fünfmal Ballon, denn ich habe selbst auch zwei auf der Hand. Eigentlich könnte ich auf sechsmal Ballon gehen – geht aber nicht, denn man darf nicht so weit davonstürmen.

Wir reden nicht, sondern müssen mittels der Zeichen, die sich auf dem Spielbrett ergeben, für Gedankenübertrag sorgen. Und irgendwann sagt jemand „Stopp!“ Sechs Ballons sind geboten? Karten aufdecken, durchzählen. Wenn wir gemeinsam sechs grüne Ballon-Karten vorzeigen können, schalten wir die nächste Stufe frei. Dadurch kommen mehr Karten ins Spiel. Am Anfang sind es nämlich nur 20 von 51.

Es geht darum, sich in die Mitspielenden reinfühlen, zu schauen ob sie offensiv selbstbewusst handeln oder verzweifelt wirken. Kuzooka ist ein emotionales Spiel, das es schafft, einen Sog zu erzeugen.

Um aus dem Zoo rauszukommen, nehmen wir mehrere Anläufe. Nach jeder Runde sammeln wir die Tierköpfe wieder ein. Leider hat man vergessen, das in die Spielanleitung zu schreiben, deswegen habe ich Kuzooka zuerst falsch gespielt. Nachdem das geklärt war, startete das Spiel durch. In den ersten sechs Anläufen verbessern wir unsere Möglichkeiten – erst der siebte Ausbruchversuch muss klappen. Das ist gerade in größerer Runde, ich habe es meist zu viert gespielt, überhaupt nicht einfach. Manchmal sind die Sonderfunktionen, die die einzelnen Spielenden haben, hilfreich – und manchmal eher überflüssig. Insgesamt schafft Kuzooka eine optimale Balance zwischen frustiger Enttäuschung und dem Drang, es direkt noch einmal zu spielen.

Dieser Rezension liegt die 1. Auflage von Kuzooka zugrunde.

Bedauerlicherweise bleiben die mäßige optische Gestaltung und redaktionelle Bearbeitung sowie insbesondere die katastrophale Spielanleitung hinter der tollen Autorenleistung weit zurück. Denn der Venezianer Leo Colovini hat mit Kuzooka eine ziemlich geniale Mischung aus Ideen geschaffen, die wir von The Game und Bluff kennen – aber eben ohne zu bluffen.

© · games we play 2023


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