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Witchstone

5 von 6 Punkten

von Reiner Knizia und Martino Chiacchiera

Huch / R&R Games (Redaktion: dV Giochi, Britta Stöckmann, Vertrieb: Hutter Trade)

Illustration: Marius Gandzel

ca. 50 €

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeitmittel (ab ca. 12 Jahre)

Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2022

6. Platz Deutscher Spiele Preis 2022

Einfach genial ist eine Art Domino aus Doppel-Sechseckteilen, bei dem es darauf ankommt, möglichst große Flächen einer Farbe zu legen. Die Spielidee hat schon damals fasziniert – und 18 Jahres später ist es gelungen, aus der abstrakten Einfach-genial-Idee ein thematisch lebendigeres Spiel zu machen: Witchstone. Hier haben alle Spielenden ihr eigenes – kleineres – Tableau mit den Sechseck-Dominoteilen und möchten möglichst große Flächen eines Symbols bilden. Jedes Symbol steht für eine bestimmte spielerische Aktion. Wenn ich in meinem Zug den Dominostein geschickt lege, habe ich nicht nur dessen zwei Aktionsmöglichkeiten – sondern addiere dazu dieselben Symbole, die sich angrenzend befinden.

Umgesetzt werden die Aktionen auf einem großen gemeinsamen Spielbrett. Dort kann man in einer kreisförmigen Landschaft Wege oder Orte bauen, was ziemlich anschaulich ist. Oder man zieht seine Figur auf einer Leiste und einem Rondell nach vorne, was hingegen eher abstrakt ist. Die thematische Umsetzung stößt bei Witchstone, bei dem es nicht um Wege, sondern um magische Verbindungen geht, schnell an ihre Grenzen – was mein einziger wirklicher Kritikpunkt an diesem Spiel ist.

Bei den meisten Aktionen kommt es darauf an, schneller als seine Mitspielenden zu sein. Dann gibt es mehr Siegpunkte oder noch mehr Aktionen. Witchstone geht, wenn es gut für mich läuft, mit Aktionsmöglichkeiten verschwenderisch um. Denn zusätzlich zu denen, die mir mein persönliches Tableau vorgibt, können auf dem Spielbrett diverse zusätzliche Aktionen generiert werden. Diese Kettenzüge, sie erinnern an Ganz schön clever, können ziemlich lang werden und sind eine tolle Belohnung. Man muss die Züge sehr konzentriert durchführen, was nicht allen Spielern wirklich liegt. Aber den meisten schon.

Grundsätzlich ist Witchstone kein grüblerisches Spiel, und man sollte als Mitspielerin daraus auch keines machen. Sicherlich wird man sich irgendwann fragen, ob es richtig war, von Anfang an einen Schwerpunkt beispielsweise auf das Einsetzen von Hexen zu legen. Wäre anderes nicht besser gewesen? Aber da ich immer nur fünf der Dominoteile zur Auswahl habe, wenn ich sie in mein Tableau einsetze, kann ich mich nicht an einer langfristigen Strategie abarbeiten. Sondern ich muss taktisch klug das konkret Machbare umsetzen. Witchstone ist ein gutes Spiel, das viele Möglichkeiten bietet, ohne übermäßig komplex zu sein.

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